Neue Musik aus dem Netz

Netzmusik #10

Shearer — Duck on Cover (afmusic)

 

Die Berliner Jungs machen alles richtig und das schon seit Jahren. Das aktuelle Album mit dem herrlichen Titel (und Ente auf dem Cover) ist bereits das vierte Album, das unter Creative Commons-Lizenz veröffentlicht wurde; diesmal sogar mit der freiesten, der BY-Lizenz, der Erlaubnis zur kommerziellen Nutzung und Weiterverarbeitung. Die Band nimmt alles selbst in die Hand und heraus kommt dabei erstaunlich knackig produzierte Rockmusik mit englischen Texten, die in der gleichen Liga spielt wie amerikanischer Stadion-Punk. Es ist eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis Shearer bei Rock am Ring spielen und endlich die Massen begeistern können, die sie verdient haben.

shearer.de

 

Carb on Carb — Ladies Mile EP (Papaiti Records)

 

Das Duo aus Neuseeland hätte in den frühen 90er Jahren gut auf das 4AD Label gepasst; mit seinem Sound aus leicht verstimmter, extrem spielfreudiger Gitarre, sehr direktem, etwas zu leisem, unprätentiösen Frauengesang und einem Schlagzeuger, der im Zweifel lieber mehr spielt als sich zurückzunehmen. Das Ganze klingt dabei so frisch als hätten die Beiden den Sound gerade erst für die Welt neu erfunden. Und warum auch nicht? Sie sind jung und ihnen gehört die Welt. Sollen die anderen doch sehen, wie sie mit ihrer Midlifecrisis klar kommen. Wobei wir dann schon beim nächsten Thema sind.

bit.ly/carboncarb

 

V.A. — Pressure To Be — 18 And Under — New Zealand (Papaiti Records)

 

James Stuteley and Nicole Gaffney von Carb on Carb haben diesen fantastischen Sampler zusammegestellt. Der Name ist Programm: Sämtliche Musik stammt von Per­so­nen, die zur Zeit der jeweiligen Aufnahmen nicht älter als 18 Jahre waren und aus Neusee­land kommen. Hier herrscht eine drängende Aufbruchstimmung, die Freude über die Entdeckung eines (ver­mein­tlich) eigenen Sounds, eine er­­­frischend naive Gleichgültigkeit gegenüber bereits ausdefinierten Musikstilen — wie schon bei Carb on Carb. Man müsste nochmal 18 sein.

bit.ly/pressure18

 

Brennnessel Netlabel

 

Das Netlabel Brennnessel aus Polen huldigt mit seinen Veröffentlichungen dem Synthiepop der 80er Jahre. Erstaunlich ist dabei die Vielzahl an EPs von verschiedenen Künstlern, die allesamt eine Sehnsucht zu einen scheint: nach einer Zeit, in der ein Club noch Diskothek hieß, der Drumcomputer gerade erst erfunden war und die Analogsynthe­sizer noch nicht emuliert wurden. Ein Stöbern im Archiv lohnt sich, und ein Brennnessel-Mega-Mix könnte die nächste Party retten. Als Überhit sei hier »Tears from the sun« von We draw A empfohlen:

brennnessel.pl/

bit.ly/tearsfromthesun