Die ­kleine Papier­fabrik

Auch wenn es vermutlich einigen schon zu den Augen herauskommt: Was war das für ein schwarzer Tag im Frühling 2011, als zum letzten Mal eine Platte auf den Turntables der Papierfabrik kreiste! Mit dem Heinz Gaul trocknen Roland Schmitz und Jörg Vandrey unsere Tränen.

Im ehemaligen Metallgroßhandel Heinz Gaul wird nun mit Vinyl gedealt. Der raue Charme des Provisorischen hat dem »Gaul«, wie der Club liebevoll genannt wird, schon den Spitznamen »Kleine Papierfabrik« eingebracht — schließlich steckt hinter ihm auch derselbe Kopf: Roland Schmitz. Gemeinsam mit Jörg Vanderey gestaltet er die Location.

 

Vandrey kommt eigentlich aus der Veranstaltungswerbung. Die Firma des Speditionskaufmanns sitzt auf dem Gelände, auf dem auch das Heinz Gaul entstanden ist. »Mir war bekannt, dass die Räume freistehen und fand das schade — schließlich sind sie perfekt, um sie als Club zu nutzen.« Weil er aber kein Veranstalter ist, musste ein erfahrener Mitstreiter ran: »Ich wusste, dass Roland diese Art von Locations schon bespielt hat.«
Schmitz begann in den 90ern, in der Partyszene zu arbeiten und wurde vom Barkeeper zum Clubbetreiber. Bei der Essigfabrik und Odonien hat er schon mitgemischt, bis er 2010 die Papierfabrik an den Start brachte — um sie ein gutes Jahr später wieder schließen zu müssen. »Ich war danach erstmal ohne eigenen Club, weil es in Köln schwierig ist Freiflächen zu finden. Bis Jörg im September letzten Jahres auf mich zukam«, erzählt er. Wenige Monate später wurde schon die erste Runde im Heinz Gaul getanzt. Vaudrey ist dabei für die bauliche Substanz zuständig. Schmitz hat die künstlerische Leitung inne und legt beim Programm Wert auf Diversität: »Wir wollen eine musikalische Vielfalt garantieren. Gleich­­zeitig wollen wir den Off-Location-Charakter bewahren — so etwas gibt es in Köln ja kaum«, erläutert Schmitz das Konzept.

 

Regelmäßig finden hier die Indiefresse, Wood, Feines Tier, Rote Liebe oder Schmitz‘ eigene Party, die Deep, statt. »Wir sind nicht unbedingt die Experimentierfläche für neue Partyreihen — schon wegen der Größe nicht«, erklärt Schmitz — ungefähr 400 Gäste passen in die beiden Räume: ein großzügiger Vorraum mit Bar und ein ähnlich großer Dancefloor, die beide durch ein großes Portal verbunden sind. So kann man die Tracks auch beim Trinken hören. »Man muss bei uns aber auch nicht den ganzen Abend unter Beschallung stehen«, so Schmitz und spielt damit auf den Außenbereich mit Sitzgelegenheiten an, der gerade für den Sommer fit gemacht wird — was vor allem für Raucher ein Pluspunkt ist.