Devendra Banhart

Es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Nur fünf Minuten dauerte es angeblich, bis die Neo-Hippie-Ikone Devendra Banhart vor zwei Jahren seiner jetzigen Lebensgefährtin einen Antrag in seinem damaligen Domizil in Los Angeles machte. Heute sind er und die serbische Fotografin Ana Kraš verlobt und wohnen glücklich zusammen im Big Apple. Sogar sein aktuelles Album »Mala« (serbisch für »Liebling«) hat er nach ihr benannt.

 

Ähnlich impulsiv soll es auch auf den Konzerten des einstigen Freakfolk-Wunderknaben zugehen, der sich live mindestens genauso experimentierfreudig wie im Studio gibt. Die Zeiten, in denen der nach einem indischen Guru benannte eigenwillige Songwriter seine kauzigen Folk-Entwürfe auf die Anrufbeantworter seiner Freunde eingesungen hat, sind glücklicherweise vorbei. Heute begleiten ihn diese — in der Regel übrigens ziemlich illustren — Freunde auf seinen Konzertreisen. Beim letzten Mal war Fabrizio Moretti von den Strokes live mit von der Partie und spielte im Duett mit Banhart auf der Bühne ein paar Calypso-Songs.

 

Aber solche Konzertreisen unter Freunden sind selten geworden. Seit 2009 hat es den in Venezuela aufgewachsenen Banhart nicht mehr in deutsche Gefilde verschlagen. Dabei scheint es ihm Deutschland für sein aktuelles Album »Mala« ganz besonders angetan zu haben. So widmet der charismatische Weltenbummler der von ihm so verehrten protofeministischen Gottesseherin ­Hildegard von Bingen einen Song. In »Your Fine Petting Duck« streitet er sich in gebrochenem Deutsch mit seiner Freundin.

 

Anlass für Reibereien gibt es eigentlich keine, sein im März veröffentlichtes, achtes Album erntete allerorts nur wohlwollende Kritiken. Teils war sogar von »alter Form« die Rede, dabei ist Banhart gerade mal 32 Jahre jung. Aber wer bereits mit Anfang 20 in Frauenkleidern derart erhaben Geschlechtergrenzen verwischt und dabei noch lässig Hits wie »Little Yellow Spider« oder »­Carmensita« (mit Ex-Freundin Natalie Portman als Bollywood-Prinzessin im dazugehörigen Clip!) aus dem Ärmel schüttelt, gehört im kurzlebigen Musikgeschäft wohl schnell zu den Folk-Veteranen. Und dabei hatte sich Banhart doch gerade erst von seiner üppigen Gesichtsbehaarung getrennt. Aber die stört eh nur beim Küssen.