Lichtgöttinnenhafter Sopran

Mit dem zweiten Album bewegen sich Austra auf die Sonnenseite des Synthesizerpops

 

»Uh-uh-oh-oh-oh-oh-oh-oh-oh-oh-ohhh.« — so einfach funktioniert ein Sommerhit. Mit »Lose It« landete das kanadische Pop-Trio ­Austra 2011 einen Überraschungshit und präsentierte sich als klangvollere Version von Florence And The Machine der Musikwelt. Kein anderes Stück auf dem ansonsten eher unterkühlten Debütalbum »Feel It Break« besitzt eine ähnlich alberne Besinnungslosigkeit, schrieb ein Popkritiker. Wahre Worte — die bis an die Erträglichkeitsgrenze reichende Eingängigkeit von »Lose It« ist ansonsten unerreicht.

 

Schuld daran ist vor allem Katie Stelmanis theatralische Sopranstimme, die auf den glasklar produzierten Synthie-Popsongs heraussticht wie die besagte lettische Lichtgöttin nach der sich die Band benannt hat. Kein Wunder, dass die Kritiker in der eisblonden Frontfrau sogleich die Heilsbringerin des Achtzigerjahre-Elektropop gesehen haben wollen. Dabei wollte die in Toronto ansässige Musikerin eigentlich Opernsängerin werden. Doch dann landete sie per Zufall als Gastsängerin bei der kanadischen Hardcore-Band Fucked Up, ging mit den Neo-Hippies von CocoRosie auf Tour und gründete schließlich 2009 zusammen mit der ebenfalls lesbischen Schlagzeugerin Maya Postepski und dem Bassisten Dorian Wolf die Band Austra. Sämtliche Mitglieder gehören der lebendigen Queer Pop-Szene Torontos an, der sie mit ihrem verhallten Synthie-Pop aus den Achtzigern und treibenden Beats eine eher düstere Note hinzufügen.

 

Seitdem sind drei Jahre und eine Reihe von Touren um den ganzen Globus vergangen. Austra haben ihren Newcomer-Staus längst abgeschüttelt und setzen jetzt zum großen Pop-Entwurf an. Die Frostigkeit des Debütalbums ist auf dem sehnsüchtig erwarteten Nachfolger »Olympia« verflogen, heraus gekommen ist ein sprudelndes Dance-Album voller farbenfroher Hooklines und Hits. Sogar eine herzergreifende Piano-Ballade hat sich eingeschlichen. In »Home« wartet Stelmanis die ganze Nacht vergeblich darauf, dass ihre Geliebte endlich heimkehrt. Komplettiert wird der live eingespielte, sattere Sound des Trios jetzt übrigens von ihren drei neuen Bandmitgliedern Ryan Wonsiak am Keyboard und den singenden Zwillingsschwestern Sari und Romy Lightman, die sie auch schon auf Tour unterstützt haben. Letztere sind es auch, die Stelmanis auf »Home« stimmlichen Beistand leisten und das Klagelied mit ihrem kristallinen Backgroundgesang vervollständigen. So bewahrheitet sich auch hier das alte Sprichwort auf geradezu magische Weise: Zusammen ist man weniger allein.

 

Tonträger: Austra, »Olympia«, (Domino Records/Good to Go), bereits erschienen