Internationale Stummfilmtage Bonn

Es wieder soweit: an elf Abenden wird der Arkadenhof der Uni Bonn zum Open-Air-Stummkino. Und nicht nur alle Filme, sondern auch die hochkarätige musikalische Begleitung sind für die Zuschauer umsonst. Und: Die Mehrzahl der Werke der läuft auf 35mm! Was digital gezeigt wird, kann man sich ohnehin fast alles ersparen — allen voran die beiden täppischen Hitchcock-Frühwerke »Irrgarten der Leidenschaft« (1925) und »Leichtlebig« (1927). Schade ist es allerdings um Carl Theodor Dreyers formidablen »Die Braut von Daalenhof« (1925), der ebenfalls nur von der Festplatte gebeamt wird.

 

Hitchcock und Dreyer sind natürlich längst kanonisierte Namen, deren Schaffen einem zu großen Teilen nachgeschmissen wird. Aber: Wo sonst bekäme man Uchida Tomus »Der Polizist« (1933) zu sehen, einen der wenigen Stummfilme, der von diesem außerhalb Japans vekannten Genie noch existiert? Raritäten offeriert auch der vorletzte Abend: Zuerst läuft Wassili Schurawljows unter beratender Mithilfe des Raumfahrtphilosophen Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski realisierter »Die kosmische Reise« (1936), dem ein prächtiges Schauerstück von Jan Stanislav Kolár mit dem Titel »Der aus dem Dunkeln kam« (1921) folgt.

 

Wem das alles zu absonderlich oder verstiegen ist, kann sich mit zwei grandiosen Dokumentarwerken in andere Höhen begeben: Lothar Rübelts Dolomiten-Exkursionsbericht »Mit dem Motorrad über die Wolken« (1926) sieht aus wie ein bildgewordener Traum, während Michail Kalatosows »Jim Shuante — Das Salz von Swanetien« (1930) wie eine Fiebervision zwischen Archaik (um ihrer selbst willen) und einer klotzigen sowjetsozialistischen Utopie (um Genosse Stalins willen) wirkt. ­Victor Schertzingers »Rothaut« (1929) dagegen ist als Kunstwerk bloß bedingt überzeugend, wegen seiner Arbeit mit Zweifarb-Technicolor als Kino-Erfahrung dennoch bezwingend — manchmal besitzen auch betuliche Werke große sinn­liche Qualität.

 

Infos: internationale-stummfilmtage.de