Jack Sparrow in der Wüste

Western-Blockbuster: Lone Ranger von Gore Verbinski

Der »Lone Ranger« ist hierzulande kaum bekannt, aus der Folklore der US-Popkultur ist er nicht wegzudenken. Allein über die Menge von mehr als 2500 Abenteuern, die der Zorro-artig maskierte Held mit seinem Indianerfreund Tonto im US-Radio der 30er Jahre bestanden hat, kann man nur staunen. Von 1949 bis 1957 bescherte die TV-Serie dem Sender ABC seinen bis dahin größten Quotenerfolg. Seitdem steht Rossinis quietschvergnügte »Wilhelm Tell«-Ouvertüre, die Titelmelodie der Serie, in den USA für die Abenteuer des unkorrumpierbaren Strahlemanns mit blütenweißem Schimmel. Ein Superheld aus Wildwest.

 

Dass sich seit diesen unbekümmerten Tagen vieles, insbesondere in der Trivialunterhaltung, geändert hat, ist dieser Blockbuster-Modernisierung ins Gesicht geschrieben — beziehungsweise Lone Rangers Sidekick Tonto, der allein dadurch, dass er von Johnny Depp verkörpert wird, die eigentliche Hauptfigur darstellt. So krustig wie sein Black-Metal-Make-up — der Original-Tonto sah aus wie ­Winnetou — und schmutzstarrend seine Kleidung, so staubig und texturenreich ist der Film, in dem die lebensweltlichen Vorzüge der Zivilisation wie seltene Inseln eines dekadenten Luxus in einer kargen Welt wirken. »Lone Ranger« aalt sich in Bildern, die aufs Schönste vom Italowestern infiziert sind. Entsprechend ist die Geschichte düster: Es geht um Tontos Rache an einem Haufen bösartiger Cowboys.

 

Wie der Lone Ranger zum Helden wird — anfangs ist er ein trotteliger Staatsanwalt mit idealistisch weltfremden Vorstellungen —, wird pflichtschuldig nebenbei abgewickelt. Erklingt beim hübsch beknackten Showdown die »Tell«-Ouvertüre, bildet das sowohl einen parodistischen Misston zu Hans Zimmers wuchtigem Soundtrack als auch zu dem als Anspielung auf den Irakkrieg lesbaren Plot um den Filz zwischen Industrie und Militär samt kapitalistischen Raubs von Ressourcen.

 

Sicher, Johnny Depp verfährt in seiner Jack-Sparrow-Reprise nach üblichem Programm, auch die Verquickung ernster Themen mit karnevalesker Action-Gaudi muss man verdauen können. Dennoch bereitet die nach »Fluch der Karibik« zweite Trivialfilm-Modernisierung des Teams Depp/Verbinski Vergnügen, nicht zuletzt wegen der tollen Landschaftspanoramen und den zwar exzessiven, aber ausbalanciert ins Geschehen integrierten Actionszenen.