»Wir bedauern das sehr«

Kulturpolitik: Kein Kunstzentrum im Stapelhaus

Eigentlich müssten hier mindestens drei Geschichten erzählt werden: alle detailreich, je nach Motivation dramatisch, vorwurfsvoll, beschwichtigend vorgetragen und der Wahrheitsfindung, nun ja, bedingt dienlich.

 

Extrahieren wir erstmal die Fakten. 1988 mietete die Stadt Köln von der Kreishandwerkerschaft, Eigentümerin des »Stapelhaus« in der Altstadt, zum Schnäpp­chen­preis das Erdgeschoss an und überließ die gut 600 Quadratmeter Fläche für die symbolische Miete von 1 DM dem Bundesverband Bildender Künstler Köln (BBK). Nach 25 Jahren läuft der Vertrag mit der Kreishandwerkerschaft am 30.9.2013 aus, 2011 nimmt die Stadt Verhandlungen über eine Verlängerung auf. Der Plan: Weil sich der üppig geförderte BBK jahrelang wenig reformfreudig gezeigt hatte, sollen die große Ausstellungshalle mit Rheinblick und mehrere Büro­räu­me künftig mehrere Nutzer beherbergen. Mit einer öffentlichen Ausschreibung soll ein gut vernetztes »Zentrum für zeitgenössische Kunst« entstehen.

 

Seit Mitte Juni ist das passé: Die Kreishandwerkerschaft hat den Vertrag mit einem anderen Mieter abgeschlossen. Barbara Förster, Referentin im Kulturamt, zeigt sich völlig überrascht und beklagt enttäuschtes Vertrauen. Das allerdings tut auch der BBK: Noch im Mai hat­ten Kulturamt und OB Roters beteuert, man sei vertragseinig; auch die Ausschreibung für das Kunstzentrum stünde kurz bevor. Jetzt sitzt der BBK nicht nur am 1.10. auf der Straße; die neue Vor­sitzen­de Friederike van Duiven hatte ge­meinsam mit Akteuren der Kölner Kunstszene seit einem Jahr ein Konzept für das Kunstzentrum ausgearbeitet. Und die Kreishandwerkerschaft? Gerne hätte man an die Stadt vermietet, so Hauptgeschäftsführer Thomas Günther, und mit 6,50 Euro pro Quadratmeter ein tolles Angebot weit unter Mietspiegel gemacht — als nach anderthalb Jahren Verhandlung aber immer noch die Unterschrift fehlte hätte man eben handeln müssen, es gehe um Planungssicherheit... Von dem geplanten Kunstzentrum weiß er nichts.

 

Man kann jede dieser Perspektiven nachvollziehen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nach 25 Jahren geht ein zentraler Orte für die Kunst verloren. Vermutlich gibt es keinen »Schuldigen«, aber auch — allzu vertraut in Köln — niemanden, der die Verantwortung übernimmt. Und jetzt? Das Kulturamt will zumindest die »freigewordenen« Gelder für die Kultur sichern, bevor die Kämmerei denkt, prima, Geld gespart. Die Initiative um van Duiven gründet im September einen Verein und sucht andere Räume. Der neue Mieter im Stapelhaus, ein Privatmann, war schneller, zahlt mehr und plant laut Kreishandwerkerschaft dort ein »Zentrum für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur«. Fortsetzung folgt.