Wu-Tang Clan

So funktioniert ein HipHop-Comeback 2013: Man macht eine Single, gibt ihr einen programmatischen Titel, stellt sie auf die eigene Bandcamp-Seite — und der Internet-Buzz erledigt den Rest.

 

»Family Reunion« ist der Titel der letzten Single des Wu-Tang Clan. Über einem Soulsample rappt Masta Killa: »It’s good to see the Wu-Tang Family.« Wobei das mit der Familie nur so halb stimmt. Zwar sind die beiden Masterminds RZA und GZA und der 2004 verstorbene Ol‘ Dirty Bastard Cousins, für den Wu-Tang-Clan selbst müsste man aber ein anderen Begriff wählen: Er ist eine Firma.

 

Das Firmengeheimnis ist leicht erklärt: Unter der Dachmarke »Wu-Tang-Clan« versammeln sich die acht Rapper des Clans und nehmen alle paar Jahre gemeinsam ein Album auf. Die ersten Alben »Enter the Wu-Tang (36 Chambers)« (1993) und »Wu-Tang Forever« (1997) sind (nicht nur) HipHop-Klassiker — voll mit Anspielungen auf Kung-Fu-Filme, Weltuntergangstheorien und Privatmytho­logien, geprägt vor allem von der unverwechselbaren Reimartistik der Mitglieder. Wer zu Method Mans rauchigem Flow nicht dahinschmilzt, bei dem kann man schon eine emotionale Abgestumpftheit diagnostizieren. Diese Dachmarke schwächelte auf den letzten drei Alben ein wenig, aber das stört nicht weiter. Denn die eigentliche Stärke des Wu-Tang-Clan entfaltet sich auf den Solopfaden seiner Mitglieder.

 

Und da haben es die letzten Jahre in sich gehabt. Wu-Tang Producer RZA hat nicht nur Quentin Tarantino für den Soundtrack zu »Django Unchained« unter die Arme geholfen, sondern mit »The Man with the Iron Fist« endlich seine Kung-Fu-Phantasien in Filmform gegossen. Ghostface Killahs Album »Twelve Reasons to die« ist die Begleitmusik zu einem Comicband, für den er sich zusammen mit dem Cratedigger Adrian Younge durch ganze Plattenkisten voller Giallo-Soundtracks gewühlt hat. Herausgekommen ist ein B-HipHop-Gruselalbum, auf dem sich die rauhe Stimme von Ghostface Killah über verrauschte Orgel- und Barpianosamples legt.

 

Zum 20-jährigen Firmenjubiläum hat sich der Clan nun wieder zusammengefunden. Ihr sechstes Album »A Better Tomorrow« erscheint dieser Tage,  man geht wieder auf Tour. Welche der Mitglieder auf der Bühne stehen werden, ist völlig offen. Beständig ist beim Wu-Tang-Clan nur das erratische Verhalten seiner Mitglieder.