»Wer tanzt, der kann nicht sterben«

»Novecento — Die Legende vom Ozeanpianisten«

Ein Schiff hat einen fest abgemessenen Raum. So wie ein Klavier 88 Tasten. Nicht mehr, nicht weniger. Unendlichkeit, die kommt aus einem selbst heraus, beim Spiel. Diese Überzeugung ist es, die Danny Boodmann T. D. Lemon Novecento sein Leben lang auf dem Luxusdampfer »Virginian« hält. Wozu das Schiff verlassen, wenn man die Welt in den Augen der Passagiere entdecken kann?

 

In dem Stück »Novecento — Die Legende vom Ozeanpianisten«, schildert der beste Freund das skurrile Leben dieses Ausnahmemusikers, der nie von Bord ge­­­gan­gen ist. Der Text sei irgend­etwas »zwischen einer Inszenierung und laut vorzulesenden Erzählung«, befindet sein Erfinder Alessandro Baricco, ein Superstar im italie­ni­schen Kulturbetrieb. In den 90er Jahren war der Stoff, dessen Sprache wunderbar poetisch swingt und tanzt, ein Ren­ner auf den Theaterbühnen. Nun pa­cken ihn die umtriebigen acting ac­com­plices wieder aus. Hendrik Vogt gibt den Erzähler über einen Gescheiterten, der zur Legen­de wird.

 

Die Geschichte ist ein Gleichnis auf unser aller Leben und zugleich ungewöhnlich. Wie diese komische Namensfindung des ­Findelkindes Novecento, die darin endet, dass ein Name ein gutes Finale braucht: Also wird Danny Boodmann T. D. Lemon — gefunden neben einer Zitrone (lemon) — noch das furiose »Novecento«, 1900, sein Geburtsjahr, angehängt.

 

Und ein wenig ist er dann auch wie dieses Jahrhundert: immer unterwegs, ziellos und irgendwie merkwürdig. Die Welt erlebt er nie anders als schwankend, aber als Pianist paßt er sich dem Rhythmus an. Wer tanzt, meint Novecento, der kann nicht sterben. Also spielt er »Ragtime, denn das ist die Musik, nach der Gott tanzt, wenn es keiner sieht«. Solch witzigen Momenten weichen nach und nach eher melancholische Töne.

 

Im März feierte die Inszenierung in der Regie von Thomas Ulrich an den Bühnen Wuppertal Premiere. Im Rahmen der Som­mer­gäste im Theater im ­Bauturm kommt die Produktion nun
nach Köln.