Stadtrevue liest

Über die Ausbeutung von Ehrenamt und Gratisarbeit

Claudia Pinl: »Freiwillig zu Diensten? 

Niedriglöhner, Prekariat, Zuver-diener, Altersarmut — wenn man in öden Wahlkampfwochen Glück hat, findet man schon mal eine Reportage über die Randbezirke unserer Arbeitswelt, die natürlich längst keine Randbezirke mehr sind. Die Kölner Journalistin Claudia Pinl geht noch einen Schritt weiter: Sie demaskiert »unschul-dige«, hochgeschätzte Arbeitsverhältnisse als Ausbeutung und unentgeltlichen Dienst an einer Politik, die sonst zunehmend auf autoritäre Armutsverwaltung setzt: Die Rede ist von ehrenamtlichen Tätigkeiten, von sozialer Gratis-arbeit. Pinl weist in ihrer faktengesättigten Recherche immer wieder darauf hin, dass Bürgersinn und gemeinschaftliches Engagement gnadenlos als Joker der herrschenden Politik eingesetzt und von Unternehmen als Teil ihrer PR-Strategie vereinnahmt werden. Wer Pinls Analysen liest, verliert nicht die Lust am Engagement, bekommt aber ein Gefühl für das Maß an bürgerlichem Selbstbetrug im Gratiszirkus.

 

 

Nomen Verlag, Frankfurt?/?M 2013,
144 S., 14,90?€