Punkrock und Kettenfett

Zum Feiern braucht man nicht unbedingt Designer-Stühle. Manchmal tun es auch ein paar Barhocker, eine Theke, ein Kicker und natürlich Rock’n’Roll — das beweist der Sonic Ballroom nun schon seit 14 Jahren.

Dieser Laden ist nichts für Weißbeschuhte, außer man möchte einem neuen Paar Sneakers -möglichst schnell einen authentischen Used-Look bescheren. Hier findet man Partys fernab des Ringe-Mainstreams und authentische Menschen, vor und hinter der Bar. Wie eben Roman Pauels, der den Sonic Ballroom 1999 übernommen. »Damals gab es keine richtige Punkrock-Kneipe, deswegen kam die Idee ganz gut an«, erklärt Pauels. -Peu à peu verwandelte er zusammen mit Chris Heck und einer gemeinsamen Freundin, die 2003 zum Ballroom-Team stießen, den Laden von einer Eckkneipe in einen Konzertclub, ohne dabei das Kneipige völlig zu verabschieden. »Der Gast ist der Mittelpunkt des Clubs, deswegen ist die Einrichtung bei uns eher spartanisch. Wenn hier mal ein Glas auf dem Boden landet, ist das nicht so schlimm.« Ein bisschen was musste dann aber doch nachgebessert werden: »Ich wollte schon immer Konzerte machen, aber wir mussten erst einige Umbaumaßnahmen in Angriff nehmen, bevor wir den Laden als Veranstaltungsort nutzen durften«, so Pauels. Also gab’s eine neue Schallisolierung, auf dem angrenzenden Schrottplatzgelände wurde ein Biergarten zusammengezimmert und los ging’s. Seitdem erleben wir in dem kleinen Laden Oskar-Jäger-Straße Ecke Lichtstraße vier Konzerte pro Woche und jeden Abend Musik und Drinks und wer mag, eine Runde Kickern. Ruhetag ist nicht, einzige Ausnahme: »An Neujahr haben wir für einen Tag geschlossen«, so Pauels. »Freitags läuft bei uns Punkrock beim Ballroom Blitz, samstags auf der Shake Appeal eher 60ties, Garage, Rock’n’Roll, Soul — und Punkrock«, lacht Pauels. »Zuerst finden die Konzerte statt, danach wird weiter gefeiert.« Dank der recht überschaubaren Größe dauert es auch nicht allzu lange, bis der Sonic Ballroom gut gefüllt ist, und: wer einmal hier ist, bleibt auch für eine Weile, das weiß auch Pauels: »Dadurch, dass wir etwas ›ab vom Schuss‹ liegen, gibt es bei uns kaum Laufkundschaft. Hier kommt man hin, weil man hier hin will.« Neben vielen Stammgästen, Altersschnitt »von 18 bis 50 Jahre«, kommt seit einiger Zeit aber immer noch neues Publikum. »Die Leute sind musikalisch offener geworden«, konstatiert Pauels erfreut. Bei der Wahl der Drinks ist man sich dann auch einig. Man trinkt Kettenfett, einen Lakritzschnaps, den Chris eingeführt hat, kompromisslos wie der Laden, in dem er serviert wird.