Der Weltraum und die freie Musik

Anfang des Jahres ging ein Sturm der Entrüstung durchs Netz: Die Kultserie Space Night, die seit 1994 im Nachtprogramm des Bayerischen Rundfunks (BR) geschmackssicher elektronische Musik mit gemeinfreien Weltraumbildern der NASA mixte, wurde eingestellt. Als Grund gab der BR gestiegene Produktionskosten für die Ausstrahlungen der musikuntermalten Folgen an, die wiederum auf Neuverhandlungen zwischen ARD und der Verwertungsgesellschaft GEMA fußten. Mithilfe einer engagierten Fangemeinde, zahlreichen, unter Creative Commons lizensierenden Netzmusikerinnen und -musikern, die ihre Musik zur Verfügung stellten, sowie durch das Engagement des BR-Redakteurs Thomas Hausner konnte das Format nach kurzer Pause wieder ausgestrahlt werden. Zunächst wurde eine, wenig später dann drei weitere Space Night-Folgen mit freier Musik vertont sowie weitere mit klassischer Musik des BR-Sinfonie-Orchesters. Diese laufen bis heute in nächtlicher Rotation im Bayerischen Fernsehen sowie auf BR Alpha.

 

Doch für Hausner, verantwortlicher Projektleiter der Space Night, war das erst der Anfang: Im August ließ er die erste Version einer neuen Website freischalten, auf der Musiker und Komponisten ihre Soundtracks für zukünftige Folgen hochladen können. »Die neue Space Night dürfte damit die erste Fernsehserie weltweit sein, bei der ein zentraler Bestandteil der Folgen durch die Community im Internet generiert wird«, teilt er mit. Wer aber meint, Hausner interpretiere die Creative Commons-Bewegung als kostenlosen Selbstbedienungsladen, liegt falsch: Von der Redaktion ausgewählte Tracks werden für die Nutzung lizensiert und mit jeweils 150 Euro vergütet. Weiterhin werden auf der Website die vier überwiegend mit Creative Commons-Musik neuvertonten »alten« Space-Night-Folgen zu sehen sein. 

 

Bislang verhält sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland freien Lizenzen gegenüber eher zurückhaltend. Space Night ist neben DRadio Breitband und Radio Fritz Trackback allerdings bereits das dritte Format — und darüber hinaus das erste im TV — das voll auf freie Musik setzt.

 

Ab 1. November werden die ersten Folgen mit der über das Netz zur Verfügung gestellten Musik zu sehen sein. »Die Qua-lität der bisher verwende-ten -CC-Musik bei der Neuvertonung ›alter‹ Folgen war mit ausschlaggebend für das Projekt, die neuen Folgen ebenfalls mit CC-Musik und in HD zu produzieren«, freut sich Hausner. Mitglied der GEMA dürfen die zukünftigen Space-Night-Komponisten allerdings nicht sein. Die Ver-wertungsgesellschaft gestattet im Gegensatz zur C3S (wir berichteten) weder die Verwendung von Creative-Commons-Lizenzen noch die so genannte werkbasierte Verwertung, die es erlaubt, einzelne Tracks selbst zu lizensieren.