Ein Kontinent, zwei Gesichter

Neue Filme aus Nord- und Südafrika im Filmforum NRW

Filme aus Nord- und Südafrika lassen sich thematisch schwer auf einen Nenner bringen, darum zeigt der Verein Filminitativ im Grunde zwei Festivals in einem. Los geht es mit Nordafrika, wo die arabische Revolution und deren Folgen das Filmgeschehen dominieren. Die in Paris lebende tunesische Filmemacherin Nadia El Fani verbindet in ihrem sehr persönlichen Dokumentarfilm »Même pas mal« (soviel wie: »Hat gar nicht weh getan«) die Geschichte ihrer Krebserkrankung mit jener der Aufstände in Tunesien und findet ungewöhnliche Analogien. Nach dem Sturz von Ben Ali macht sie sich mit anderen Intellektuellen für eine strikte Trennung von Religion und Staat stark und gerät dabei heftig mit den Islamisten im Land aneinander. »Même pas mal« liefert einen bewusst subjektiven Blick auf die Konflikte und widerstreitenden Kräfte im Tunesien nach der Revolution.

 

Unbedingt sehenswert ist auch »El Taaib« (»Le Repenti«) vom algerischen Filmemacher Merzak -Allouache. Hauptfigur ist ein sogenannter »Repenti«, ein militanter Islamist, der die Waffen niederlegt und aus den Bergen in sein Heimatdorf zurückkehrt. Doch der Vergangenheit und den wütenden Opfern früherer Anschläge kann er nicht entkommen. Es zeigt sich, wie der Terror das Land unterhöhlt, spaltet und ein Zusammenleben selbst innerhalb von Familien unmöglich macht. 

 

Der zweiten Teil des Festivals wirft einen Blick auf Südafrika zwanzig Jahre nach Ende der Apartheid. Hier spielen Spannungen zwischen Tradition und Moderne oder Korruption und Solidarität eine große Rolle. -Ntshavheni Wa--Lurulis »Elelwani«, in dem eine Uniabsolventin in ihr Heimatdorf zurückkehrt und dort einen Stammeshäuptling heiraten soll, beginnt als Emanzipationsdrama, wandelt sich aber zum surrealen Mystery-Dramolett. Fragen zu seinem Film beantwortet Wa-Lurulis auf dem Festival persönlich. Ein humorvolles Märchen mit Sozial-Botschaft liefert John -Trengove mit »Hopeville«: Ein Vater versucht die Liebe seines entfremdeten Sohnes zu gewinnen, indem er einen öffentlichen Swimmingpool wieder herrichtet. Damit durchkreuzt er jedoch die Pläne korrupter Lokalpolitiker und Geschäftsleute. Beginn eines Kampfes David gegen Goliath.

 

Flankiert wird das Festival von einem Konzert, Diskussionen mit Filmemachern und Journalisten, einer Ausstellungen über Street Art in Ägypten und von historischen Plakaten der Anti-Apartheid-Bewegung.