Unter dem Pflaster die Kunst

Ebertplatz: Der Kunstraum Boutique ist vorerst gerettet

Man kann eigentlich nicht über die Boutique am Ebertplatz sprechen, ohne das Verhältnis von Kunst und öffentlichem Raum zu diskutieren. Über dreißig Jahre lang wurde im heutigen Projektraum Damenmode verkauft, bis es auch der letzten Mieterin zu düster in der Ebertplatzpassage wurde, die aufgrund eklatanter städteplanerischer Fehlentscheidungen stetig verfiel. Im April 2011 zog der Künstler Max Erbacher in die Räume. Ursprünglich nur für ein siebentägiges Kunstprojekt. Er blieb und bietet seitdem in der Boutique besonders jungen KünstlerInnen und KuratorInnen einen Raum abseits des kommerziellen Betriebs. 

 

Dank Erbacher und den beiden benachbarten Off-Räumen Bruch&Dallas und Labor hat sich das trostlose unterirdische Betonlabyrint in den letzten Jahren in ein charmant-trashiges Kunstquartier verwandelt, für das sich sogar überregionale Medien interessierten. Von städtischer Seite wurde die erfreuliche Entwicklung zwar bemerkt, trotzdem drohte Anfang 2013 das Aus für die Förderung der Boutique. Die Ausstellung »Wiedereröffnung« von Stefanie Klingemann, die das ehemalige Damenmodengeschäft nachbaute, wäre ironischerweise beinahe zur letzten Installation geworden. Eine Crowdfunding-Aktion, die Stiftung einer Edition durch die Künstler Melike Kara und Peppi Bottrop sowie eine Podiumsdiskussion brachten das Thema an die Öffentlichkeit und schließlich auch auf die Agenda der Stadtverwaltung.

 

Fast scheint es so, als würde der Stadt das Potential von Kunst bewusst werden, äußert sich Yvonne Klasen, die den Raum seit 2012 zusammen mit Max Erbacher und Diane Müller betreibt. Die Stadt sichert zunächst jedoch nur die Finanzierung für das laufende Jahr; für 2014 müssen wieder Anträge geschrieben werden. Das kostet eine Menge Zeit und Energie.

 

Trotzdem schaffen es die Boutique-Macher tatsächlich noch ein ausgereiftes künstlerisches Programm auf die Beine zu stellen. Die aktuelle Ausstellung von Andre-as Gehlen ist wie so oft in der Boutique eine ortsspezifische Installation: Riechend, hörend und sehend werden wir an unsere kindliche Neugier zurückerinnert und gleichzeitig damit konfrontiert, dass Momente nicht konserviert werden können. Eine traurig-schöne Absage an den Retro-Kitsch und die teilweise absurde Formen der alltäglichen synästhetischen Reizüberflutung im öffentlichen Raum.