Leichter beschweren

Es ist ein unangenehmes Thema, aber da müssen wir jetzt mal ran. Ich rede von Beschwerden im Restaurant. Einerseits gibt es schlimme Gäste: Pedanten, Nörgler und schlechte Menschen, die den Service schikanieren. Andererseits gibt es Patzer in der Küche, und als Gast muss man nicht alles schlucken. 

 

Die Temperatur ist sicher das häufigste Malheur. Allerdings lässt es sich auch beheben. Neue Flasche öffnen oder — ping! sei‘s drum?... — ab mit dem Hauptgang in die Mikrowelle. Andere Missgeschicke sind nur aufwändig zu korrigieren, sodass jemand, der gern mit seiner Begleitung zeitgleich essen will, auf eine Reklamation notgedrungen besser verzichtet. Insofern ist der Gast auch immer ausgeliefert. Aber beim Punkkonzert weiß man auch nicht, ob die Band ausreichend nüchtern die Bühne entern wird. Das unterscheidet eben die Kunst von Konfektionsware. Und es gibt Gründe, die Kulinarik teilweise als Kunst zu begreifen. 

 

Allerdings ist eine gewagte Aromakombination etwas anderes als drei Esslöffel Salz zuviel. Entgegen einer land-läufigen Meinung gibt es in Bezug auf die Kulinarik unumstößliche  Wahrheiten. Jakobsmuscheln haben einen optimalen Garpunkt, und was ein Risotto ist und was bloß Reispampe, ist kein Sache der Interpretation. Wer kulinarische Leidenschaft besitzt, den nervt zurecht Wein, der zu lange schon im offenen Ausschank kursiert oder nach dem Holzregal schmeckt. Das darf man freundlich reklamieren. Und dann sollte die Bedienung unbedingt drei Entgegnungen vermeiden: den Gast angucken, als habe er einen unsittlichen Wunsch geäußert; darauf hinweisen, dass alle anderen Gäste die versalzene Bouillabaisse total lecker finden (viele sind auch mit dem TV-Nachmittagsprogramm zufrieden, was heißt das schon?); prüfen, ob das Rinderfilet tatsächlich zäh ist oder der Gast nur halluziniert. All das erlebt man leider.

 

Unbedingt abgeschafft gehört aber vor allem eines: als preisgünstige Widergutmachung gönnerhaft einen Espresso zu spendieren — anstatt das beanstandete Gericht einfach von der Rechnung, und besser noch: gleich von der Abendkarte zu nehmen.