Myron & E

Langsam aber sicher haben bis Dezember alle Größen der aktuellen Retro-Soul-Szene in Köln vorbeigeschaut, das freut nicht nur die Fans gut sitzender Anzüge und scharf geschnittener Bläsersätze. Und Myron & E, das neue Ding aus dem Hause Stones Throw, sind so geschmeidig, dass selbst überzeugte Herzschmerz-Skeptiker kurz vor der emotionalen Flutung stehen.

 

Myron Glasper aus South -Central L.A. und Eric »E da Boss« Cooke aus Newark, New Jersey, trafen sich vor Jahren in Glaspers Heimatstadt. Myron schlug sich als Backup-Sänger durch, E war schon DJ, Plattensammler und Partyveranstalter gewesen. Man spielte ein paar Nummern ein, hing mit den Rappern von Blackalicious ab, begleitete die Combo auf Tour, und  ahnte noch nichts vom bevorstehenden Durchbruch als Duo. Cooke veröffentlichte damals ein Soloalbum und tourte u.a. durch Finnland, die Heimat der Soul Investigators. Natürlich kam es, wie es kommen musste, wenn sich Soul-Junkies am anderen Ende der Welt begegnen: Sieben Tracks wurden mit der Band eingespielt, die Cooke von Glasper veredeln ließ. Und natürlich unterstützte ihn der augenscheinlich unterforderte Kompagnon nur zu gerne als Gesangspartner. Das Duo war geboren, im Soul durchaus eine Rarität, tummeln sich in der Szene doch eher Solokünstler oder Vokalensembles.

 

Duos gibt es also etwa so häufig wie rare Northern-Soul-Singles auf dem Flohmarkt am Uniparkplatz. Naheliegend, dass die Trenddigger vom Stones Throw-Label zuschlugen, jene Spürnasen, die schon Aloe Blacc zum Durchbruch verholfen hatten. Der bisherige musikalische Austausch zwischen Myron & E und ihrer Band fand größtenteils digital statt, jetzt endlich haben sie sich die Soul Investigators leibhatig geschnappt und in den Tourbus gepackt. 

 

Es sollte keine Zweifel geben, dass ihr Album »Broadway« auch auf der Bühne funktioniert: Swingende Drums, voluminöser Bass, sorgsam arrangierte Streicher, bestens platzierte Bläsersätze. Und vorweg  das schmeichelnde Zusammenspiel der Vokalisten: Cookes feine Kopfstimme erinnert in manchen Momenten an Marvin Gaye, Myron Glaspers warmer Bariton sorgt für das Fundament der Songs. Wärmend und ergreifend, der richtige Mix für den Winter.