Aloa Input

Anysome

(Morr Music / Indigo)

Hier herrscht der mehrstimmige Harmoniegesang und gelebtes Form- und Traditionsbewusstsein. Die drei Musiker selbst haben, analog zum »New Weird America«, den Begriff »New Weird Bavaria« zur Schubladisierung ihrer Klänge erfunden, die irgendwo zwischen der Weilheimer Indiepop-Tradition (The Notwist et al.), Elektrofolk, Afrobeat-Anleihen und unbeschwertem Sixties-Beat frei flottieren.

 

Tatsächlich stammen die anscheinend musikalisch überaus aufgeschlossenen Bandmitglieder aus Bayern, obwohl ihr Debütalbum, um das es sich hier handelt, sehr heftig danach klingt, als kämen sie aus Brooklyn. Man mag gar nicht glauben, dass ein derart ebenso Leichtigkeit atmender wie verschwurbelter, feingliedriger Unbeschwertheitspop aus Deutschland kommt. Die manchmal lieblich-bittersüß daherperlenden, manchmal dynamisch losbollernden Tracks kommen rundum schön, geistreich und verspielt daher. Wie von freundlichen, klugen, akkurat frisierten, popverliebten Brillenträgern gemacht, die flauschige pastellfarbene Pullover tragen und eine Spitzenplattensammlung haben, in der sich die Talking Heads, Brian Eno und Richard Barone genauso finden wie Simon & Garfunkel, Vampire Weekend und Van Dyke Parks. »Klanggewordenes Naherholungsgebiet« sei diese Musik, schreibt die Webseite smash-mag. Das ist schön gesagt. Kurz: Diese Musik ist das genaue Gegenteil der Hervorbringungen von Udo Lindenberg und Heinz-Rudolf Kunze. Und das kann nun wirklich nicht jede Musik stolz von sich behaupten.