Herzensguter Kuschelbär

 

Pragmatisch romantisch: »Genug gesagt« von Nicole Holofcener

Wer James Gandolfini sieht, muss wohl unweigerlich an TV-Mafioso Tony Soprano denken, weshalb es umso rührender ist, dass die wuchtige körperliche Präsenz des Schauspielers in »Genug gesagt« eine so gegensätzliche Wirkung erzielt: In einer der letzten Rollen vor seinem Tod legt er den verschmitzten Fernseharchivar Albert als herzensguten Kuschelbär an, der sich sogar bei spöttischen Bemerkungen jede Schärfe verkneift. Weil Gandolfinis massives Übergewicht in dieser Rolle keinen Dominanzanspruch markiert, stellt es nichts anderes dar als einen vordergründigen Makel Alberts. So ist diese ungewöhnliche Romantic Comedy zumindest insofern konventionell, als sie ihrer Protagonistin abverlangt, sich unter anderem mit diesem »Schönheitsfehler« der männlichen Hauptfigur zu arrangieren. 

 

Eva (Julia Louis-Dreyfus) ist eine freiberufliche Masseuse, die Albert auf einer Party kennen lernt. Dabei stell sie fest, dass er wie sie geschieden ist und ebenfalls eine Tochter hat, die das heimatliche Los Angeles demnächst zum Studieren verlassen wird. Eva und Albert bestätigen sich gegenseitig, unter den Anwesenden niemanden attraktiv zu finden, verabreden sich aber trotzdem zu einem Abendessen, in dessen Verlauf sie sich prima verstehen. Also lässt Eva sich zögerlich auf eine Beziehung ein, auch wenn sie zweifelt, dass Albert der Richtige ist. In diesem Zweifel wird sie durch ihre neue Kundin Marianne bestärkt, eine überkandidelte (von Catherine Keener aber wunderbar zurückhaltend gespielte) Dichterin, die unentwegt über ihren Ex-Mann zetert, der scheinbar Ähnlichkeiten mit Albert hat. 

 

Der sympathisch milde Humor und der unaufdringliche Überraschungseffekt des Plots ergeben sich aus dem Umstand, dass Nicole Holofcener in ihrem fünften Spielfilm konsequent die Perspektive Evas einnimmt. Deren leichte Neurosen lassen wohl nicht zufällig an Elaine denken, in deren Rolle Julia Louis-Dreyfus in »Seinfeld« berühmt geworden ist. Die Zeichnung Mariannes sowie eine kleine Nebengeschichte um Evas beste Freundin (Toni Collette), die sich mit einem renitenten Hausmädchen herumplagt, machen indes klar, dass es hier teilweise um Luxusprobleme der kalifornischen Mittelschicht geht. Dennoch wirkt Holofceners Verständnis reifer Liebe in seinem abgeklärten Pragmatismus einfach entwaffnend. Formal hat ihr Film kaum auffälligeres zu bieten als ein paar kurze Montagesequenzen; doch in der geduldigen Gelassenheit ihres Erzählrhythmus’ liegt leise
Meisterschaft.