Sprücheklopfer

Nicht selten fühlen sich Gastronomen bemüßigt, ihre Speise- und Getränkekarten durch Sinnsprüche, Aphorismen oder Vorworte aufzupeppen. Selbstverständliches wie Gastfreundschaft, Liebe zum Kochen oder die Verwendung frischer Zutaten werden ausschweifend erläutert. Gerne schmückt man sich prominent: Goethe, Sinatra, Buñuel und Oscar Wilde sind Kandidaten für die vorderen Plätze. Der Frankfurter Vielschreiber ist für Allgemeinplätze zuständig, das Trio der Lebemänner soll den Spaß am Trinken befeuern. Aber warum sollte man sich beim fröhlichen Zechen unbedingt von Bonmots wildfremder oder lange verstorbener Prominenter begleiten lassen? Damit aus der Nippeser Skatrunde plötzlich das Ratpack wird? Oder verträgt man einfach mehr von diesen Negronis, wenn man sich dazu surrealistische Abschweifungen vor die Brille hält?

 

Kulinarisches Mittelmaß soll gepimpt werden: Wenn es schon nicht schmeckt, soll man wenigstens Spaß beim Lesen haben, möchte man meinen. Auch mit Halbweisheiten und sinnfreiem Geblubber wird gerne geprotzt. Wichtig ist die vermeintliche Integrität der Zitierten. Mit Kim Jong Il wird man trotz seiner kolportierten Vorliebe für gute französische Rotweine nicht werben wollen. Wenn aber Winston Churchill posthum äußert, man solle »dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust (habe), darin zu wohnen«, kann man nicht widersprechen, sich allenfalls peinlich berührt abwenden.

 

Die Mutter aller Poesie findet sich jedoch in Köln am ­Klapperhof. Dort wirbt Wurst Willy seit Dekaden mit dem holprigen Evergreen »Hast Du Hunger oder Durst / Geh zu Willy, iss ’ne Wurst«. Das ist entwaffnend, das kann man fast nicht besser machen. Höchstens so: »Hängt dinge Magen op de Fööss errunger / Geh zum Willy, dä stillt dä Hunger / Mit ’ner ­lauwarmer, fett’gen Woosch / Un singem wärm Biercher löösch der dinge Doosch!«.