Wolfgang Herrndorf

»Arbeit und Struktur«

»Spaziergang um den See mit C., auf den Steinstufen kurzentschlossen ins Wasser. Erkenntnis, daß ich schwimmen kann und daß C. mich läßt, kein Mensch außer uns, die Brust ­weitet sich, unter den tropfenden Bäumen, will gar nicht mehr raus aus der Kühle.« Wolfgang ­Herrndorfs inniges Verhältnis zu Wasser gehört zu den großen tröstenden Momenten seines posthum in Buchform veröffentlichten Blogs. Bis zum Schluss ging er regelmäßig im Berliner Plötzensee schwimmen, er machte Urlaub an der Ostsee und schwamm im Meer, und sein Leben beendet hat er konsequenterweise am Ufer des Hohenzollernkanals. In »Arbeit und Struktur« kann man all das noch einmal nach­lesen: das Wasser, der Hirntumor, das Leben in Berlin, die Chemotherapien, der Mega-Erfolg des bis dato Erfolglosen mit »Tschick«, der Sprachverlust. »Ein Irrsinn jeder Tag. Gleichgültigkeit, Manie, Angst, Freude, Arbeit, Begeisterung im Minutentakt.« Das hat bei aller Trauer aber auch etwas furchtbar Tröstendes, weil die Verabschiedung eben schon stattgefunden hat, alles egal ist, aber nicht nur schrecklich egal, sondern auch wunderschön egal. »Ein großer Spaß, dieses Sterben. Nur das Warten nervt.«