Filmreihe Alejandro Jodorowsky

Mit Mitte Achtzig erlebt der große chilenische Pulp-Surrealist ­Alejandro Jodorowsky sein Comeback. Letztes Jahr präsentierte er in Cannes seinen ersten Spielfilm seit 23 Jahren »La danza de la realidad«, eine nach seiner eigenen Theorie der »Psychomagic« funktionierende Aufarbeitung seiner Kindheit in Chile. An der Côte d’Azur wurde auch erstmals der Dokumentarfilm »Jodorowsky’s ›Dune‹« gezeigt, der die Ge­schichte von dessen gescheitertem megalomanischen Versuch erzählt, Frank Herberts Science-Fiction-Bestseller zu verfilmen — u.a. mit Orson Welles und Salvador Dali in wichtigen Rollen und Musik von Pink Floyd. Es folgte eine Re­tro­­spektive seines Werks auf dem Filmfest München.

 

Wenige Tage nach seinem 85. Geburtstag am 17. Februar wird jetzt beim Köln-Hanauer Heim­video-Label Bildstörung eine DVD/Blue-ray-Box erscheinen mit seinen beiden Hauptwerken »El topo« (1970) und »Der heilige Berg« (1973) sowie seinem Langfilmdebüt »Fando y Lis« (1967). Der mit Bildstörung verbandelte Verleih Drop Out Cinema bringt außerdem die beiden Klassiker Jodorowskys wieder in die Kinos. Das Filmhaus-Kino nutzt die
Gelegenheit für eine Retrospek­tive angereichert mit Dokumen­tationen und passenden Begleit­filmen — wie etwa »Viva la muerte« (1971) von Jodorowskys Freund und Mitstreiter Fernando Arrabal, dem vielleicht absurdesten unter den Dramatikern des Absurden Theaters. Ob die beiden aktuellen Werke von/mit Jodorowky gezeigt werden können, stand leider zum Redaktionsschluss noch nicht fest.

 

Wer noch nie etwas von ­Jodorowsky auf großer Leinwand gesehen hat, sollte die Gelegenheit nicht verpassen, einen seiner Klassiker zu erleben — sehen wäre ein zu schwaches Verb. Es sind Bilder, die darauf zielen, sich tief ins Unterbewusstsein einzubrennen, archaisch, absurd, gewalttätig, grandios. Seine Filme sind pan­religiöse Mysterienspiele, pop-surrealistische Extravaganzen, psychedelische Happenings, deren größenwahnsinnige Verve selbst den gefestigtesten Rationalisten in die Knie zwingt. Wenn er nicht Regisseur geworden wäre — und Comic-Autor und Tarotkarten-Leger — hätte Jodorowsky auch einen guten Sektenführer abge­geben, den Glauben an eine magische Macht der Bilder kann er einem immer noch jederzeit wiedergeben.