Betrügen für den guten Zweck

Hochstapler-Komödie: American Hustle

von David O. Russell

Mit geübten Bewegungen wird der Klebstoff aufgetragen, das Toupet auf der Kopfhaut platziert und
das Seitenhaar kunstvoll darüber gelegt. Ein letzter zufriedener Blick in den Spiegel, bevor der Mann mit dem Schnauzbart und angeklatschter Frisur das Hotelzimmer verlässt.

 

Seine Maskerade dient nicht nur der Eitelkeit. Sie gehört zum Beruf und zur Persönlichkeit des professionellen Betrügers Irving Rosenfeld (Christian Bale). Zusammen mit seiner Partnerin Sydney Prosser (Amy Adams) träumt er davon, sich in ein besseres Leben zu katapultieren, indem sie das Vertrauen anderer ausnutzen. Mit fiktiven Identitäten zieht das Paar als Kreditmakler den Kunden ihr letztes Geld aus der Tasche. Die Geschäfte laufen bestens, bis ein FBI-Agent sie in die Falle lockt. Der ehrgeizige Bundespolizist Richie DiMaso (Bradley Cooper) will die beiden allerdings nicht ins Gefängnis bringen, sondern
für eine Undercover-Aktion unter Vertrag nehmen.

 

Wenn Gesetzeshüter Betrüger engagieren, führt das zwangsläufig zu Verwirrungen. Aus denen speist sich das komische Potenzial von »American Hustle«. Dabei geht es in David O. Russells Film weniger um einen sorgfältig gedrechselten Plot, als um das Aufeinandertreffen der kapriziösen Charaktere. Schon in seinen vorherigen Filmen »Fighter« und »Silver Linings Playbook« hat Russell bewiesen, dass er ein Ensemble eigensinniger Figuren souverän koordinieren kann. In »American Hustle« entwirft er nun ein ungeheuer unterhaltsames Bild menschlicher Ambition und Fehlbarkeit, das vor allem von schlagfertigen Dialogen und erstklassigen Darstellern lebt.

 

Kaum wiederzuerkennen ist Christian Bale, der sich für die Rolle einen ordentlichen Schmerbauch angefressen hat und als Betrüger mit Ehrgefühl sehr intelligent gegen sein Image besetzt wurde. Amy Adams als laszives Landei mit Aufstiegswillen ist ebenso überzeugend wie Bradley Cooper als übereifriger FBI-Agent mit Minipli-Frisur. In einer Nebenrolle stiehlt Jennifer Lawrence dennoch erneut allen die Show, diesmal mit ihrer Interpretation einer Figur, die als »Picasso des passiv-aggressiven Karate« beschrieben wird. In dem typischen Setting eines Korruptionsthrillers bringt Russell eine Screwball-Comedy ins Rollen, die mit großer Herzenswärme die menschliche Unzulänglichkeit als Motor des Lebens feiert.