Fantasy Filmfest Nights

Erneut erweisen sich die Fantasy Filmfest Nights als ergiebiger als das hochsommerliche Hauptspektakel: Es wird weniger audiovisuelles Verpackungsmaterial und dafür eine höhere Knallerdichte geboten. Dieser Durchgang hat es ganz besonders in sich. Das Filetstück der Veranstaltung ist Eli Roths »The Green Inferno« (2013), eine der größten Überraschungen des vergangenen Jahres. »Hostel«-­Herbergsvater Roth verliert sich hier mal nicht im bloßen Gedärmgeschleudere, sondern versteht seine moralinsüßsaure Parabel über wirre westliche Weltverbesserer, die von den Subjekten ihres Mitleids gemeuchelt, gegrillt und schließlich schnabuliert werden, stringent und bildmächtig zu erzählen. Gleich dem ungenannten Vorbild, Ruggero Deodatos »Cannibal Holocaust« (1980), kriegt auch Roth zum Schluss in altbewährt rechtsanarchistischer Manier gerade noch so haarscharf die Kurve:

Wo im Klassiker allerdings aufklärerisch die Metafilmkarte gespielt wird, sorgt hier ein entfernt an Terrence Malicks Filme erinnerndes Moment der Gnade für eine gewisse Art von Akzeptierbarkeit. Thematisch ähnlich gelagert ist Ti Wests »The Sacrament« (2013), eine Mockumentary-Variation des Jonestown-Massaker-Exploitationfilms »Guyana: Cult of the Damned« (1980) von René ­Cardona Jr: Wohlstandszivilisationsflüchtige verschanzen sich in einem esoterisch angehauchten Fascho-Eden vor der Welt, bis sie von ihrem Erlöser-Führer zum Massensuizid aufgefordert werden. »Guyana« ist ein nicht ganz sauber geschliffenes Juwel für den zweiten Blick. Der Platz reicht gerade noch für drei Empfehlungen. Dringlich ans Herz gelegen sind hiermit: Juno Maks Melodram mit hüpfenden Vampiren »Rigor Mortis« (2013), das herausragendste Hongkong-Debüt seit langem; Álex de la Iglesias’ lauter und lustiger »Witching and Bitching«, den man allein für die tolle Szene mit der munter-wabbligen Urmutter gesehen haben sollte; Bong Joon-hos Science-Fiction-Film »Snowpiercer« (2013), der Genre- und Arthouse-Kino anerkennungswürdig nahtfrei zu verschweißen versteht.