Sack und Pack

Die Kampagne »Kein Veedel für Rassismus« möchte den Einzug von Pro Köln in den Rat der Stadt verhindern

Wenn ab Ende April die Parteien in den Straßenwahlkampf ziehen, sollen sie möglichst in der ganzen Stadt erhältlich sein: die braunen Säcke. »Die Idee ist: Wenn Pro Köln Flyer und Broschüren verteilt, kann man sich einen Sack abholen, neben den Wahlkampfstand stellen und die Menschen ermuntern, den ganzen rechten Kram sofort wieder zu entsorgen«, sagt Mirko Frank von der Kampagne »Kein Veedel für Rassismus«.

 


Frank und Co. haben ein Ziel: »Wir möchten verhindern, dass Pro Köln bei der Kommunalwahl im Mai wieder in den Rat der Stadt einzieht.« Um das zu erreichen, haben sich unterschiedlichste Initiativen zusammengeschlossen. »Wir sind über politische Unterschiede hinweg breit aufgestellt«, sagt Frank. Die Bandbreite reicht von eher bürgerlichen Initiativen wie dem Bündnis »Ehrenfeld gegen Rechtsextremismus« über institutionelle Gruppen wie ver.di Köln hin zu linken Gruppen wie der Antifaschistischen Koordination Köln und Umland (AKKU). Auch die FC-Fangruppen Coloniacs und Navajos sind mit dabei und machten bereits im Stadion mit großflächigen Bannern auf die Kampagne aufmerksam.

 


Die konkreten Aktionen sollen von den lokalen Bündnissen kommen. Besonderes Augenmerk legt man dabei auf die Stadtteile, in denen Pro Köln bei der letzten Kommunalwahl 2009 Stimmen im zweistelligen Prozentbereich gewinnen konnte. Neben den rechtsrheinischen Bezirken steht dabei der Kölner Norden im Mittelpunkt. »In einigen Stimmbezirken in Seeberg und Chorweiler hat Pro Köln klar zweistellige Stimmanteile bekommen, teilweise fast 15 Prozent«, weiß Susanne Kurz vom Bündnis »Köln-Nord gegen Rechts«.

 


Um das zu verhindern, wollen sie vor allem Nichtwähler mobilisieren. »Es gibt einen festen Stamm, der sowieso Pro Köln wählt. Aber es gibt in Chorweiler auch viele Migranten der ersten und zweiten Generation, die nicht wählen gehen. Die wollen wir erreichen«, so Kurz. Eine weitere Zielgruppe sind die Erstwähler. Das Bündnis möchte HipHop-Konzerte im Jugendzentrum Northside organisieren – und zudem verstärkt an Schulen aktiv sein. Auch die DGB-Jugend will Anfang Mai Erstwählerinfos an den Berufsschulen verteilen, mit Aufklärungsmaterial über Pro Köln.

 


Die braunen Säcke sind derweil nicht unbedingt Pro Köln vorbehalten. Immerhin tritt auch die Alternative für Deutschland bei der Kölner Kommunalwahl an (unter anderem mit dem ehemaligen Pro-Köln-Funktionär Andre Roggenbach) und hofft vor allem bei der zeitgleich stattfindenden Europawahl dank der weggefallenen Sperrklausel auf einen Einzug ins Parlament. Und auch SPD, CDU, FDP und Grüne haben im vergangenen Jahr im Rat der Stadt beim Thema Migration aus Südosteuropa bewiesen, dass sie vor populistischer Hetze nicht unbedingt Halt machen.

keinveedelfuerrassismus.de