Nimm diesen Pfandring als Zeichen meiner Liebe und Treue! | Foto: Markus Diefenbacher

Alles am Eimer

Andreas Pöttgen (SPD) von der Bezirksvertretung Ehrenfeld möchte Pfand­ringe in seinem Veedel einführen – auch wenn die Stadt kein Geld dafür geben will

Herr Pöttgen, Pfandringe sind Gestelle für Pfandflaschen, die an öffentlichen Mülleimern befestigt werden. Wieso halten Sie das für eine gute Idee? Erstens vermeiden sie Glasscherben. Ich selbst stelle auch mein Pfand oben auf die Mülleimer, doch leider werden die Flaschen in der Nacht von irgendwelchen Leuten runter getreten, und Fahrradfahrer haben dann morgens das Problem, dass sie im Slalom fahren müssen. Zweitens entsteht weniger Müll, und dann gibt es auch noch den sozialen Aspekt. Es ist nicht toll, wenn Menschen im Müll wühlen müssen, um an Pfand zu kommen.

 


Wo genau wollen Sie die Pfandringe anbringen? Wir würden sie gerne erst mal am Ehrenfeldgürtel zwischen Subbelrather Straße und Vogelsanger Straße ausprobieren, im »Hot-Spot« der Partyszene. Die Pfandringe sind eine Ehrenfelder Erfindung, von Paul Ketz, der an der Designschule in Ehrenfeld studiert hat.

 


Stadtverwaltung und AWB teilten in einem Schreiben an den Bezirk mit, dass die Pfandringe weder »praxistauglich noch wirtschaftlich« sind und deshalb für »nicht sinnvoll« gehalten werden. Das war aus unserer Sicht eine ziemliche Frechheit. Als die Altkleidercontainer von der AWB getestet werden sollten, durften wir auch herhalten. Deshalb sammeln wir jetzt selbst Gelder über Mundpropaganda. Zehn Pfandringe à 200 Euro sollen in Auftrag gegeben werden. Bereits nach einem Tag hatten wir schon Geld für sechs Stück zusammen. Außerdem stehen wir in Kontakt mit den hiesigen Clubs, die auch noch spenden können. Mittlerweile haben auch die AWB zugestimmt und wir werden die Ringe am 12. April beim Ehrenfeld-Hopping aufhängen.

 


Aber ist nicht das eigentlich Schlimme, dass Menschen überhaupt Pfand sammeln müssen? Das ist eine schwierige sozialpolitische und moralische Diskussion, die für mich schwer zu bewerten ist. Ich persönlich kenne niemanden, der Pfand sammelt und weiß deshalb nichts über die Beweggründe dieser Menschen. Ich denke, vielen wird auch unterstellt, dass sie auf das Geld vom Pfandsammeln angewiesen sind. Es gibt sicher Leute, die es nicht machen müssten aber trotzdem machen. Wir sind uns bewusst, dass Pfandringe keine Lösung der sozialen Probleme in Deutschland sind. Aber es ist zumindest eine Geste in Richtung Menschenwürde.

 


Dass gerade von ihrer Partei, der SPD, diese Initiative kommt, mag für einige scheinheilig klingen. Durch die Hartz IV-Gesetze ist das Armutsrisiko in Deutschland enorm gestiegen. Die Diskussion ist mir ein bisschen zu platt. Ich bin Bezirksvertreter in Ehrenfeld. Ich kann nur in meinem Handlungsradius Politik machen. Leider kann ich nicht die Sozialgesetzgebung ändern, so gern ich das auch würde. Bei einer Aktion wie dem Pfandring bin ich gerne dabei.