Besonders wertlos

Festival des deutschen psychotronischen Films

Köln hat mittlerweile eine gar nicht so undergroundige Kultur, welche sich um das Welterbe des audiovisuell Verworfenen bestens bemüht. Denn mal ehrlich: In welcher anderen Stadt der Republik gibt es derartig viele Initiativen, die sich ausschließlich mit Psychotronica der niedersten wie gehobeneren Art beschäftigen, und zwar auf für gewöhnlich vorbildlich liebevolle, informierte und begeisterte Weise? Wer mit dem Begriff »psychotronisch« nichts anfangen kann: Ganz kurz gefasst bezeichnen Fans damit alles, was außerhalb des bürgerlichen Erzählkinos liegt – von Trash und Exploitation bis hin zu Teilen der filmischen Avantgarde.

 

Es war eine schöne Überraschung, wie gut vergangenes Jahr die erste Kölner Ausgabe von »Besonders wertlos«, dem »Festival des deutschen psychotronischen Films«, angenommen wurde. Es gab gut besuchte Vorstellungen selbst zur Kaffee-und-Kuchen-Zeit und viel Interesse auch an den derbsten Ausgrabungen. Die Latte liegt also hoch für 2014 - und wird lässig genommen: Unter anderem zeigen die Macher von Something Weird Cinema »Ich, die Nonne und die Schweinehunde« (1972) und »Red Heat: Unschuld hinter Gittern« (1985) – was kann einem schon passieren bei einem Fest, welches solche Werke von Ernst Ritter von Theumer spielt, Vater des »Bulle von Tölz«-Erfinders Ernst Ritter von Theumer jr.? Auch die Gäste finden immer den richtigen Ansatz. So führt Regisseur und Visionär Wenzel Storch Gottesbeweise (der Gott ist natürlich er selber) mit Hilfe von Making-Ofs seiner Werke mit Titeln wie »Sitzfußball und Gruppensex« und »Der Cumshot in den Beichtstuhl« (2004) – also wer das nicht sehen will, ist selbst schuld.

 

Außerdem zeigt Wahlkölner Matthias Dinter Heimgefrickeltes mit Titeln wie »Santa Claws« und »Skin Trade«. Freunde des Autorenfilms der etwas anderen Art beglückt unter anderem ein Werk von Regietitan Rolf Olsen »PSI — Reise ins Jenseits — Die Welt des Übernatürlichen« (1975). Sexploitation-Aficionados dürften sich bei der nächtlichen Doppelpackung »Ich spüre Deine Haut« (1969) und »Das Mädchen mit dem Mini« (1964) krümmen vor Lachen und Fassungslosigkeit.

 

Und wer schließlich schon immer wusste, dass Regisseur und Teilzeit-Filmkritiker Dominik Graf mehr vom BRD-Kino versteht als irgendwer sonst, sollte sich einen seiner Lieblings-70er-Sleaze-Kracher, Alfred Vohrers »Perrak« (1970), nicht entgehen lassen.

 

Mi 2.4.–So 6.4., Filmhaus.
Infos: filmhauskino.de