Da sind noch 95 Prozent Platz

Eine neue Kunstmesse für Köln:

Die Berliner Liste expandiert ins Rheinland

»Die Welt der Kunst zerspringt im Moment. Die Medien berichten über Markt und Kunstprominenz und bilden vielleicht fünf Prozent der Produktion und Akteure ab. Da ist mehr zu entdecken«, erklärt der Kurator der »Kölner Liste« Peter Funken im Telefoninterview. Der 1954 am Niederrhein geborene Ausstellungsmacher, Kunstjournalist, Autor und Illustrator lebt seit 1983 in Berlin; 2013 wurde er als künstlerischer Berater an die Seite von Messedirektor Jörgen Golz berufen, um der »Berliner Liste« zu mehr Qualität zu verhelfen. Funken verantwortet auch die Auswahl für deren neuen Köln-Ableger: Das Rheinland sei immer noch der wichtigste deutsche Kunststandort nach Berlin. Zudem hat man das DOCK.ONE am Mülheimer Hafen als kleine, aber coole Messe-Location mit Industrie-Flair entdeckt.

 

Hier findet nun die Rheinland-Premiere statt, zeitgleich zur Mutter aller Kunstmessen, mit Shuttle-Service zwischen beiden Orten. Ein Experiment. Doch tatsächlich erstaunt es, dass in den letzten Jahren keine Parallelmessen mehr zur Art Cologne stattfanden – sind doch die anderen großen Kunstmärkte wie Basel von gleich mehreren Satelliten umzingelt. Konkurrenz entsteht nicht: Die Kölner Liste spielt schon preislich in einer anderen Liga, mit einem großen Angebot im Bereich 1.000 bis 10.000 und einigen Ausreißen bis 50.000 Euro bedient sie eher das Segment der in Köln inzwischen gut etablierte Art Fair (Termin dieses Jahr: 24.–27. Oktober).

 

Unter den 36 teilnehmenden Galerien und Projekträumen sind bis auf das Deutsche Tanzarchiv der SK Stiftung keine Kölner zu finden, dafür verzeichnet die Ausstellerliste viele unbekannte Namen — Stammkunden der Berliner Liste, Rheinländer wie dh artworks und galerie t (Düsseldorf), eine Handvoll internationaler Gäste aus Kuala Lumpur (Artelier Gallery), Moskau (Every Thing is Art) oder Guadalajara (La Galeria).

 

Peter Funken selber schätzt Kunst, die auf die gesellschaftliche und politische Gegenwart reagiert, und Künstlerinnen und Künstler, die ihre Arbeit »mit einer gewissen Obsessivität« betreiben. Vielleicht wird sich das in der Kölner Liste widerspiegeln, vielleicht auch nicht — in jedem Fall aber wird ein Besuch der »Entdeckermesse für zeitgenössische Kunst« neue Perspektiven und Erkenntnisse bieten. Und sei es die, dass im großen Meer der unbekannteren 95 Prozent weltweiter Kunstproduktion die Perlen so rar sind wie im restlichen Universum.

 


DOCK.ONE, Hafenstr. 1, 51063 Köln-Mülheim, 10.4.–13.4.,
Eröffnung Mi 9.4., 20 Uhr (22 Uhr Party); Eintritt 15/12 € inkl. Katalog,
Do freier Eintritt für Studenten. Info: kölner-liste.org