Schneckenmalerei und tiefer Schlaf

Im Kolumba ist derzeit der Schweizer Künstler Bruno Jakob zu entdecken

Wer ist Bruno Jakob? Wie aus dem Nichts tauchte dieser Name auf und erschien auf der Künstlerliste der Ausstellung »At Work« im Siegener Kunstmuseum, die sich mit neuen Produktionsformen der Kunst auseinandersetzte. Sie zeigte Bruno Jakob auf dem Ausstellungsplakat bei der Arbeit. Dort war zu sehen, wie er einem Pferd eine leere Leinwand entgegen hält. Dann wurde Jakob der erstmals vergebene Preis der Sammlung Ricola verliehen, dotiert mit 20.000 Schweizer Franken.

 

Das Kölner Kolumba lud Bruno Jakob nun zu einer Intervention innerhalb der Jahresausstellung »zeigen verhüllen verbergen. Schrein« ein, und in der Tat passt diese exzentrische Position hervorragend zum Kontext. Der 1954 in der Schweiz geborene, in New York lebende Künstler beschäftigt sich schon seit 1968 mit seinen »Invisible Paintings«, wie er seine Malerei mit unsichtbaren Materialien nennt. Es geht um den Versuch, die Kraft der Imagination selbst darzustellen.

 

In »Happy Nothing: Still Collecting« breitet der Absolvent der Düsseldorfer Akademie ältere Arbeiten aus der Zeit von 1990-98 auf einer großen Arbeitsplatte aus. Die einzigen Spuren einer Einwirkung lassen sich durch die typischen Wellungen ausmachen, die entstehen, wenn Papier mit Wasser in Kontakt kommt. Im Gegensatz zu der scheinbaren Unberührtheit der Papiere und Leinwände erzählen die Bildlegenden von einem schier unerschöpflichen Repertoire an behaupteten Einwirkungen. Dabei gehört die Malerei mit Wasser noch zu den handfesten Spielarten dieser Kunst. Es finden sich auch »Malmittel« wie Licht, Energie, Berührung oder Gedanken. Titel wie »Waving Animals (Yellow), Wasser« oder »A Deep Sleep, Survived, Berührung und Energie« erweitern den Vorstellungsraum mit poetischen Mitteln. Auch die Nachbarschaft mit Lochners farbenprächtiger Veilchenmadonna und die Interaktion mit dem Publikum wird demnach — unsichtbare — Spuren hinterlassen.

 

Aber auch Tiere können »Visitors« (so der Ausstellungstitel), also Besucher oder Interagierende sein. Für das zur Ausstellung erschienene Künstlerheft legte Jakob Papierbögen ins Freie, wo sie von Schnecken angefressen wurden. In einem anderen Raum finden sich aufgerollte oder säuberlich gefaltete Leinwände. Schon über 12.000 unsichtbare, mit Wasser, Energie oder Licht gemalte Bilder sollen hier Eingang gefunden haben. Bei einer Performance am 30. März kann man Bruno Jakob dabei zuschauen, wie er weitere hinzufügt.

 


Bruno Jakob: The Visitors, Kolumba, Räume 15 und 21,
Mi–Mo 12–17 Uhr, Mo geschlossen, bis 5.5.
Am 30.3. um 15 Uhr Performance mit Bruno Jakob; Musik: Hans Witschi. Künstlerheft: 25 €; kolumba.de