Foto: Manfred Wegener

Wer nix wird, wird Medien-Wirt

Der privaten Medienwirtschaft in Köln geht es verhältnismäßig gut.

Jetzt sollen zur Abwechslung mal die Öffentlich-Rechtlichen sparen.

Mit Clement, ja da war stets was los, nicht durchweg Maßarbeit, aber immer ordentlich Musik inner bunten Medien-Bude NRW. Das mag sich auch NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) Anfang Juni gedacht und deshalb gesagt haben: Jetzt komme ich! Die zaghafte Ankündigung bei Amtsantritt, Medien seien in NRW auch in Zukunft Chefsache, und ein paar wohlmeinende Durchalteparolen zur Werbekrise – auf Dauer öde. Also ein paar kernige Thesen zur Medienpolitik, und die Welt würde schon Hallo brüllen: Entrümpelung der Werberegeln, Beschränkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, mehr Wettbewerb im Produzentenmarkt – Deregulierung is the name of the game. Und vor allem, so Steinbrück medienwirksam in seiner Brandrede, sollten die Rundfunkgebühren bis 2007 nicht erhöht werden. Das saß. Verdutzt rieben sich die Öffentlich-Rechtlichen die Augen, immerhin ignoriert ein solcher Vorstoß das Verfassungsrecht. Nur wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk die mediale Grundversorgung sicherstellt, so heißt es dort, können private Medienunternehmen mit niedrigeren Programmstandards versuchen, Geld zu verdienen. Nirgends ist die Rede davon, der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse ebenfalls darben, wenn es den Privaten nicht gut geht. Aber schließlich, so Steinbrück, müssen derzeit alle sparen, und dann eben auch ARD und ZDF. Angewandter Populismus in Zeiten leerer Kassen, so einfach geht das. Wer will schon als geistiger Eckensteher nach zwei Krisenjahren an der Spitze des Medienlandes NRW wieder in die dunkle Grube der politischen Bedeutungslosigkeit einfahren.

Rettungsprogramm Harald Schmidt

Dabei schlägt sich die Region wacker in diesen Zeiten. Die Kölner TV-Familie um den Marktführer RTL an der Aachener Straße lieferte 22 der 25 erfolgreichsten Sendungen der TV-Saison 2002/2003. Den Marktanteil konnte RTL von 17,8 Prozent im Vorjahr auf 18,8 Prozent in dieser Saison erhöhen, während die Konkurrenten von ProSieben und SAT.1 in den vergangenen vier Jahren rund vier Marktanteilspunkte verloren. Und auch ein Teil des Rettungsprogramms für die darbende Konkurrenz kommt aus Köln: Fünf mal die Woche geht fortan die Harald-Schmidt-Show aus Köln-Mülheim für SAT.1 auf Sendung. Hinzu kamen Gerüchte, auch der Nachrichtensender n-tv, seit Ende 2002 im Besitz der RTL-Gruppe, würde seinen Sitz an den neuen Familien-Standort nach Köln verlegen. Dem hat der News-Kanal mittlerweile widersprochen. Auch Berichte über eine mögliche kostensparende Aufteilung des Senders zwischen Köln und Berlin wurden vom Sender als »reine Spekulation« bezeichnet. Nach einem Umsatzeinbruch von 40 Prozent und Verlusten von 15 Mio. Euro werden sich die neuen n-tv-Eigner in Köln jedoch etwas einfallen lassen müssen.

Nach dem Boom ist vor dem Boom

Einen Neuzugang verzeichnet in jedem Fall die Kölner Medien-Hochschullandschaft. Ab Herbst 2003 wird die staatlich anerkannte Privat-Hochschule für Wirtschaft und Medien, eine Dependance der Europa Fachhochschule Fresenius, in Köln ihren Betrieb aufnehmen. Angeboten werden die Diplom-Studiengänge Medienwirtschaft und Betriebswirtschaft. Praxisbezug, Internationalität, moderne Ausstattung, moderate Studiengebühren und kleine Kurs-Gruppen im innerstädtischen Ambiente des MediaParks, so perlt prächtig der PR-Jargon, sollen die Pluspunkte des neuen Lehr-Angebots sein (weitere Infos unter www.fhwm.de). Und natürlich ist eine enge Kooperation mit der Kölner Medienwirtschaft geplant. Viva-Chef Dieter Gorny, der Kölnische Rundschau-Verleger Helmut Heinen und die RTL-Generalsekretärin Ingrid Haas sind als Gastreferenten dabei. Als Honorarprofessor wird Werner Schwaderlapp, Ex-Endemol-Deutschland-Chef, unterrichten. Jawohl, nach dem Boom ist vor dem Boom, und wer nix wird, wird Medien-Wirt. Mal sehen. Bei der ähnlich angelegten Konkurrenz der macro media akademie (www.macromedia.de) wurden erst kürzlich Kurse in Medien-Management abgeblasen, da die Klassen in Köln nicht zustande kamen. Doch auch die ifs – internationale filmschule köln expandiert fröhlich: Ab Oktober gibt es eine neue Postgraduierten-Ausbildung Sound Design/Film (www.filmschule.de).

Und seinen eigenen brandaktuellen Branchendienst hat Medienköln schon seit Mitte Juni wieder. Schnelllebig ist das Mediengeschäft, und wem der monatliche »Watchdog« in der StadtRevue nicht reicht, für den gibt es künftig »täglich aktuelle und frische Meldungen aus der Medienregion«: Der Kölner Branchendienst Comcologne, herausgegeben von der KOMED GmbH und ursprünglich unregelmäßig als Print-Produkt im Umlauf, ist jetzt mit umfangreichen News- und Service-Angeboten auch im Netz unter www.comcologne.de verfügbar.