Kurzfilmtage Oberhausen

Fest in kölscher Hand ist der diesjährige NRW-Wettbewerb bei den Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen. In zehn der zwölf Beiträge firmiert Köln als Produk-tionsstandort. Dazu startet mit »Playhouse of A.« von Benjamin Schindler noch ein Film aus der Kunsthochschule für Medien im Deutschen Wettbewerb. 

 

Heim und Heimat sind Themen, die sich wie leitmotivisch durch das NRW-Programm ziehen. Aus der Sicht ihrer Meerschweinchen »Molly und Andy« — beide peruanischer Abstammung, aber in 381. Generation in Deutschland ansässig — zeigt die Brasilianerin Ceci Leal eine witzige, charmant animierte Glosse zur Migrationsproblematik. Ein Beitrag der Fachhochschule Dortmund, aber selbst hier ist noch der Kölner Dom kurz im Bild.

 

Drastischer und ohne Ironie geht es in »Vor dem Tor des Ijtihad« zu. Drei Jugendliche sollen ihren schwulen Freund nach islamischem Gesetz richten. Aber was ist islamisches Gesetz auf einer Lichtung im deutschen Wald? »Good Soil« ist das unprätentiöse Porträt zweier Brüder, deren Gärtnereibetrieb dem Braunkohletagebau um Garzweiler weichen muss. 16 Dörfer haben die Bagger schon weggeschaufelt, jetzt ist Borschemich an der Reihe. Ein Schwenk über das gewaltige Abbaugebiet kontrastiert ironisch die überdimensionale Modellbahnanlage der beiden Gärtner, eine Miniatur in der Miniatur der dörflichen Restbestände, die gerade der nationalen Energiesicherung zum Opfer fallen.

 

Noch exotischer als der Blick in apokalyptisch anmutende Kohlegruben ist ein filmischer Abstecher ins Bergische Land. Einen lieben langen Tag ist die Kamera in »Sonntag, Büscherhöfchen 2« zu Gast bei einer der vornehmsten Adressen vor Ort. Erste Station ist das Bad im altägyptischen Stil. Eine Indianerstatue weist den Weg zum Fit- und Wellnessbreich mit Pool und Hausbar, und zum Chillout lädt die High-Tech-Wohnlandschaft mit rustikalem Kaminfeuer. Für kuschelige Nestwärme sorgt zuletzt das Schlafgemach im Busch- und Bambusambiente, während im Garten schon die Fackel der Freiheitsstatue in die Ferne strahlt. Über allen Gipfeln ist Ruh’?… Kein Kohlebagger weit und breit.