Friede, Freude, Punk

Good Vibrations von Lisa Barros D’Sa und Glenn Leyburn

Liebe, Friede und Versöhnung sind nicht gerade das, was man mit Punk in Verbindung bringt. Doch genau darum dreht sich die Le­bens­geschichte von Terri Hooley, einer Schlüsselfigur der Belfaster Punk-Szene, wie sie der großartige Film »Good Vibrations« erzählt.

 

Hooley, einnehmend gespielt von Richard Dormer, wird bereits als Kind sehr eindringlich mit dem gesellschaftlichen Klima in Belfast konfrontiert: Der Sohn eines sozialistischen Politikers muss sich nicht nur Bschimpfungen von Nachbarskindern gefallen lassen, ihm wird mit einem Pfeil ein Auge blindgeschossen. »Er wird die Welt nun anders sehen«, erklären die Ärzte seiner Mutter, und setzen ihm ein Glasauge ein.

 

Was Terri nun sieht, möchte er nicht hinnehmen: Die immer bruta­leren Exzesse des NordirlandKonflikts, der auch seine besten Freun­de zu Todfeinden macht. Katholiken und Protestanten sprengen sich gegenseitig in Belfasts Wohnvierteln in die Luft, Straßen wie die einst belebte Great Victoria Street werden von ihren Bewohnern aufgegeben. Genau dort eröffnet Terri, vielleicht naiv, jedenfalls furchtlos, einen Plattenladen: Good Vibrations. Als die Punkrockwelle auch Belfast erreicht, ist Terri zwar bereits ein dreißigjähriger Bart- und Pulloverträger, doch die Musik und Unerschrockenheit der jungen Punks hauen ihn schlicht um.

 

Good Vibrations wird jetzt auch zum Label, das Bands fördert und produziert. The Undertones unter anderem, deren Single »Teenage Kicks« er unbedingt der BBC-Radio­legende John Peel zukommen lassen will. Tatsächlich spielt Peel den Song, und zwar gleich zweimal hintereinander. Auch, wie Peel spä­ter einmal gestand, weil ihm das Lied jedes Mal sprichwörtlich die Stimme verschlug und er das Stück kaum abmoderieren konnte. Von die­ser Leidenschaft, von dieser das Leben verändernden Energie und der existenziellen Bedeutung von Musik, erzählt der Film mit dieser wahren Lebensgeschichte und der ebenso wahren Geschichte Nordir­lands. Deren Grausamkeit ist fast in Vergessenheit geraten, sodass »Good Vibrations« in die FWU-Mediathek für den Schulunterricht aufgenommen werden müsste.

 

Nachtrag: John Peel starb 2004, seinen Grabstein ziert die erste Zeile des großen Undertones-Hits: »Teen­age dreams, so hard to beat.« Feargal Sharkey, Texter und Sänger der Undertones, ist seit 2008 Vorstand von UK Music, dem Dachverband der britischen Musikindustrie. Und Terri Hooley hat Good Vibrations in den letzten Jahrzehnten viermal geschlossen und wieder geöffnet. Bis dato zum letzten Mal schloss er im Juli 2011.