Beginners only: New Talents 2014

Dem Vernehmen nach sind die Akademie-Rundgänge zum Schaulaufen geworden, bei dem sich investitionsfreudige Galeristen frische Ware rauspicken und schnurstracks in den Kunstmarkt schleusen. Das mag tatsächlich passieren, aber immer noch gilt: Von den Absolventen der Kunstakademien und Hochschulen werden die wenigsten steile Karrieren machen. Ein Großteil wird nicht von der Kunst leben können. Und das liegt selten an mangelnder Begabung.

 

Den Absolventen kreativer Ausbildungen den Berufseinstieg zu erleichtern, das ist das nüchterne, aber mit großer Begeisterung propagierte Ziel der »New Talents Biennale Cologne«. Eine Mischung aus Ausstellung, Festival und Gründercoaching, die die Potenz der hervorragenden Ausbildungsstätten des Rheinlands vor Augen führt. Neben Networking und Wissensvermittlung durch Vorträge und Workshops verschafft man so dem Nachwuchs, was dem Kunstmarkt als harte Währung gilt: Aufmerksamkeit.

 

Die vierte Ausgabe der Biennale versammelt fünfzig junge Künstlerinnen und Künstler aus den Sparten Kunst, Film, Musik, Design und Tanz. Mit der Örtlichkeit in der Kölner Innenstadt hat man diesmal besonderes Glück: Gefördert von der DEG, werden alle Etagen samt Dachterrasse eines leerstehenden Bürogebäudes in der Agrippastraße bespielt —
ein beispielhaftes Modell für kulturelle Zwischennutzung, das in den vergangenen Monaten bereits erfolgreich erprobt wurde. Außerdem expandiert die Kunst in benachbarte Gebäude, in den öffentlichen Raum rund um das Kulturquartier am Neumarkt, Musikaufführungen finden in Kolumba und Sankt Peter statt.

 

Die Künstlerliste verzeichnet unbekannte und in Köln bereits eingeführte Namen, etwa Katharina Maderthaner (Akademie Düsseldorf) oder die KHM-Absolventen Alfons Knogl und Evamaria Schaller. Jasper Diekamp hat für die Biennale die kinetische Installation »Unboxing?« entwickelt, eine Metallkiste mit explosivem Innenleben in Form einer hämmernden, rumpelnden und sich am Ende selbstzerstörenden Maschine. Als Sinnbild für den künstlerischen Karrierestart wollen wir das nicht verstehen. Lieber glauben wir an einen Befreiungsschlag.