Off bleibt On und leuchtet

Ebertplatz: Stadt und Kunsträume

einigen sich auf Mietminderung

Fast möchte einem schriftlich ein Seufzer der Erleichterung entweichen. Vor über einem Jahr machte die Nachricht der drohenden Schließung der »Boutique« die Runde. Nachdem ein privater Sponsor abgesprungen war, reichte die Förderung des Kulturamtes nicht mehr zur Finanzierung aus. Eine Crowdfunding-Kampagne scheiterte, ein Editionsverkauf schaffte nur kurzfristig Abhilfe. Schon damals sprach Maximilian Erbacher, der mit Yvonne Klasen und Diane Müller die Boutique betreibt, davon, dass nur seitens der Stadt als Eigentümerin gewährte Mietfreiheit oder Minderung das Überleben sichern könne.

 

Ein Jahr später leuchtet die Off-Szene im Ebertplatz-Underground heller denn je. Sicherlich hat die Eröffnung des Projektraums Gold+Beton dazu beigetragen: Meryem Erkus, Andreas Rohde und Vera Drebusch bespielen das Ladenlokal seit August 2013 mit einer Mischung aus Konzerten, Artist Talks, Film Screenings, Ausstellungen und Partys. Irgendwann gab es dann endlich auch in der Politik Bewegung. »Die Stadt Köln hat jetzt beschlossen, unsere Mieten künftig auf zwanzig Prozent zu reduzieren. Das ist seit den 70er Jahren für Vereine möglich, die Mieter von städtischen Liegenschaften sind«, berichtet Erbacher nach einem Termin von Vertretern aller Ebertplatzkunsträume (Boutique, Bruch & Dallas, Labor, Gold+Beton) mit der neuen Kulturamtsleiterin Barbara Förster Anfang April.

 

Der Entscheidung war monatelange, gemeinsame Vorarbeit der Betreiber vorausgegangen: Um ihre Energien zu bündeln, hatten Mieter der zuvor leerstehenden Geschäfte in der Passage 2013 den Brunnen e.V. gegründet, dessen Name sich auf die brachliegenden Brunnenskulptur des Bildhauers Wolfgang Göddertz bezieht. Gemeinsam lud man im vergangenen Januar Vertreter von Kunstbeirat und Kulturamt sowie Politiker aller Parteien zum runden Tisch. »Der Orttermin hat den Stein ins Rollen gebracht. Es war die richtige Stoßrichtung, alle Beteiligten vor Ort zusammenzubringen und es nicht weiter mit Ämtergängen oder   Telefonaten zu versuchen. Es ist ein Erfolg für uns, dass wir nicht umsonst so viel Energie hineingesteckt haben«, freut sich Erbacher.

 

Die verbleibenden rund 100 Euro monatlich wird man aufbringen können, das Fortbestehen der Räume ist vorerst gesichert. Nicht zuletzt ist dies ein Sieg des Engagements über die Bürokratie — auch wenn noch unklar ist, wie die Mietpreissenkung in die Kalkulation der Förderbeträge einfließt.