Alles in Spannung

Wyoming sind der derzeit hoffnungsvollste

Neuzugang der Kölner Indieszene

Unerhört stilsicher bewegen sich Wyoming zwischen melancholischem Indiepop, Folk und Electronics. Man stelle sich eine perfekte Mischung vor aus The Notwist zu »Neon Golden«-Zeiten, The Whitest Boy Alive und irgendeiner dieser vergessenen 90er-Jahre Jüngelchen-Britpopbands (Geneva, The Bluetones). Heraus kommt Musik mit einer ganz eigenen, frostweichen Note, die sich durch alle Songs des im Herbst veröffentlichten Debütalbums »Fountain« zieht.

 

David Stieffenhofer (Gesang, Bass), Sascha Lukas (Gitarre, Synthesizer, Backing Vocals) und Manu Lukas (Drums, Samples) kommen aus dem kleinen hessischen Ort Lorch und sind erst vor kurzem gemeinsam nach Köln gezogen. Schön für die Domstadt, dass solch talentierte Mittzwanziger ihr kreatives Heil ausnahmsweise mal nicht in Berlin suchen. Grund genug, bei Sascha Lukas genauer nachzufragen. 

 

Auf mich wirkt eure Musik emotional und unnahbar zugleich. Weich und kühl. Absicht? Es ist keine direkte Absicht, aber diese Wirkung mag aus dem gefühlsbetonten Gesang von David resultieren, der mit der teilweise sehr theoretisch durchkonstruierten Musik verschmilzt. Für uns hält genau diese Mischung alles in Spannung. 

 

Seht ihr euch in irgendeiner musikalischen Tradition? Zwar ist es unser Ziel, zeitgenössischen bis zeitlosen Pop zu machen, allerdings sehen wir uns trotz der Verwendung elektronischer Hilfsmittel in der Tradition, unsere Instrumente als Ausgangspunkt zu nehmen und PCs auf der Bühne zu vermeiden.

 

Wie sieht eure Arbeitsaufteilung aus? Da ist bei uns alles komplett demokratisch organisiert. Vor allem beim Songwriting ist uns das wichtig, und es funktioniert erstaunlich gut. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir uns schon seit Jahren kennen und sehr offen miteinander umgehen können.

 

Und die Texte — reine Privatsache? Wir haben ein paar Texte, die offensichtlich gesellschaftskritisch sind. Aber vorwiegend befindet sich das Alter Ego einer Welt aus Eindrücken und Überforderungen ausgesetzt, und es wird nicht klar, ob es sich dort selbst hineingebracht hat, oder Opfer ist. In diesen Momenten sind es sehr private Konflikte, mit denen man sich identifizieren und auf zweiter Ebene einer kritischen Auseinandersetzung öffnen kann.