»Ich nehme viel Aufbruch wahr«

Ein Interview via E-Mail mit der Kulturamtsleiterin Barbara Förster

Ihre neue Aufgabe als Kulturamtsleiterin ist vielfältig, wo setzen Sie ihr Hauptziel?


Kunst und Kultur sind ein Spielfeld, auf dem nicht nur globale gesellschaftliche Themen, sondern auch konkrete Themen einer Stadt thematisiert, analysiert, besprochen werden. Diesen Laborcharakter der Kunst möchte ich gerne zusammen mit den Künstlerinnen und Künstler, den Initiativen und Projekten in alle Teile der Stadtgesellschaft tragen. Das Kulturamt sollte sich als Vermittler verstehen — zur Stadtverwaltung, zu den Künstlern, zu politischen Vertretern, und selbstverständlich zu den Kölner Bürgern. Weiterhin bleiben für mich wichtig: Interkultur, Vermittlung und spartenübergreifende Ansätze.

 

Sprechen wir über die freie Kunstszene, für die Sie ja schon als Referentin verantwortlich gewesen sind: Wo sehen Sie die aktuell?


Ich nehme sehr viel Aufbruch war. Wenn vor fünf, sechs Jahren eine kleine Depression zu spüren war, ist diese, glaube ich, passé. Dieses Selbstbewusstsein muss unbedingt wertgeschätzt und gestützt werden. Durch Freiräume.

 

Welche Kunstorte oder Initiativen finden Sie persönlich im Moment besonders interessant?


Oh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ein Beispiel: Ich bin sehr gespannt auf das Programm des neuen Direktors des Kölnischen Kunstvereins Moritz Wesseler. Die aktuelle Ausstellung mit dem schwedischen Künstlerduo Nathalie Djurberg und Hans Berg ist intelligent, verspielt und setzt starke visuelle Akzente. 

 

Was sind die Probleme, mit denen Sie in Ihrer Arbeit konfrontiert sind?


Das Förderkonzept Bildende Kunst formuliert ja bereits die nötigen nächsten Schritte für eine Stärkung der Kunstszene. In Planung ist eine Produktionsförderung, als flexible, kurzfristige Unterstützung von künstlerischen Arbeiten oder von kunstwissenschaftlichen sowie kunstkritischen Projekten. Außerdem ein Mietzuschuss für neue Off-Kunsträume. Für beide Instrumente bedarf es allerdings eines zusätzlichen Förderbudgets, für das wir noch politische Mehrheiten finden müssen.

 

Zu einer produktiven Basis gehören erschwingliche Ateliers. Gibt es genug?


Nein, sicherlich ist da immer noch Spielraum nach oben. Deshalb haben wir auch Mietzuschüsse für Ateliers eingerichtet, die das Kulturamt übrigens wieder im Sommer neu ausschreibt.