Erstes Iranisches Filmfestival Köln

Das iranische Kino hat in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten auf Festivals in aller Welt große Erfolge gefeiert. Aber was kann von ihm bleiben, wenn die international bekanntesten Regisseure des Landes (Abbas Kiarostami, Asghar ­Farhadi) fast ausnahmslos im ­Ausland arbeiten oder zuhause inhaftiert werden (Jafar Panahi, Mohammad Rasulof)? Das Iranische Filmfestival präsentiert acht Spiel- und drei Dokumentarfilme, außerdem Kurzfilmprogramme.

 

Es handelt sich ausnahmslos um Arbeiten bislang eher unbekannter Filmemacher und Filmemacherinnen, die teilweise auch anwesend sein werden. Sie zeigen, dass im Iran allen Repressionen — innerhalb und erst recht natürlich außerhalb des Kinos — zum Trotz nach wie vor eine der faszinierendsten Kinematografien des Weltkinos beheimatet ist.

 

Nicht, dass man dem Programm nicht auch eine Krisendia­gnose entnehmen könnte: Die Stimmung vieler Filme ist düster bis apokalyptisch, was freilich nichts ganz Neues ist im iranischen Kino. Besonders finster ist Majid Barzegars eindrücklicher »Parviz«: Ein regelrechter Höllentrip ist das, erzählt entlang der Geschichte eines Slackers fortgeschrittenen Alters, der sich Zeit seines Lebens nie aus der Abhängigkeit von seinem Vater befreien konnte. Als der ihn vor die Tür zu setzen droht und auch die Nachbarschaft auf Distanz geht, begibt sich der verlorene Sohn auf einen Rachefeldzug nicht einfach nur gegen seine Widersacher, sondern gegen die Grundfesten der Zivili­sation. Die Hunde seines Wohnblocks sind lediglich die ersten Opfer.

 

Ali Ahmadzadehs »Kami’s Party« erzählt eine kaum weniger pessimistische Geschichte. Sein Film ist in der im Kino sonst wenig präsenten Oberschicht des Landes angesiedelt: Eine junge Frau macht sich gemeinsam mit einer Freundin auf den Weg zu einer Party. Im Kofferraum befindet sich, ohne dass sie das weiß, die Leiche ihres Lebensgefährten. Erstaunlich ist dann gerade, dass das Drama, das aus dieser Ausgangssituation fast zwangsläufig folgen sollte, ausbleibt. Stattdessen tauschen die Freundinnen lang und breit Alltagstratsch aus, unterhalten sich über Drogenerfahrungen und ­Männergeschichten und flirten mit einem am Straßenrand aufgelesenen Fahrgast. Ein Blick auf einen anderen Iran, an dem gerade seine Beiläufigkeit nachhaltig verstört.