Geschlossen 1971, abgerissen 1986: die Hahnentor Lichtspiele

Glamour war gestern

Früher waren die Kölner Ringe gesäumt mit Kino-Palästen, daran erinnert nur noch wenig — doch in der Nähe tut sich etwas

Die glorreichen Zeiten lassen sich bloß noch erahnen. An der Fassade des Möbelgeschäfts am Hohenzollernring 79-81 gibt es noch die kleine Leuchtreklame mit dem Schriftzug »Capitol«. 1928 eröffnete hier das gleichnamige Stummfilmkino mit 2000 Sitzen — das Kino 4 im Cinedom fasst heute gerade einmal 705 Kinogänger. Historische Fotos zeigen einen imposanten holzgetäfelten Saal mit mehreren Emporen übereinander und spektakulären rumdumlaufenden Leuchtbändern.

 

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Filmpalast zerstört, aber wenige Jahre später von Hans Herbert Blatzheim wiedereröffnet, inklusi­ve einer »Milchbar«, Tiefgarage und Autopflegedienst. Der Groß­gas­tro­nom und Unternehmer war zu der Zeit mit der Schauspielerin Magda Schneider verheiratet und somit Stiefvater von Romy Schneider.

 

Die Kölner Ringe besaßen damals noch Glamour. Zu Premieren kamen neben Mutter und Tochter Schneider auch mal Brigitte Bardot. 14 Kinos buhlten zwischen Hohenstaufenring und Kaiser-Wilhelm-Ring in der zweiten Hälfte der 50er Jahren um die Gunst des Publikums. Auf die wenigen hundert Meter kamen also mehr Lichtspielhäuser als heute über die gesamte Stadt verteilt sind. Sechzig Jahre später erscheinen die Zahlen gigantisch: 84 Kinos mit insgesamt 43.839 Sitzen spielten 1956 Abend für Abend Filme für gerade einmal 700.000 Kölner. Neben Berlin galt Köln als die Stadt mit den meisten Kinobesuchen pro Einwohner — heute haben nur die Städte im Ruhrgebiet und in Ostdeutschland schlechtere Zahlen.

 


Den ganzen Artikel von Sven von Reden gibt's in der aktuellen StadtRevue

 

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