6. Kölner Kinonächte

Am besten lassen sich die Kölner Kinonächte vielleicht mit einem Flohmarkt vergleichen: Das Angebot ist ebenso bunt wie unübersichtlich, wenn man wühlt, findet man Perlen, aber es lohnt sich nicht unbedingt für die zwischendrin angebotene Neuware. Was für Flohmärkte gilt, gilt auf jeden Fall auch für die Kinonächte: Am besten lässt man sich entspannt treiben und freut sich am Ende über einen Fund, der eigentlich gar nicht auf der Einkaufsliste stand.

 

Ein Schnäppchen ist die Veranstaltung allemal. Für vier Tage volles Programm vom Nachmittag bis teilweise tief in die Nacht mit um die fünfzig Filmen werden lediglich 15 Euro verlangt. Das übertragbare »Freundeskreisticket« mit Platzgarantie und Gratisgetränk bekommt man für faire 30 Euro. Das Programm haben dieses Jahr insgesamt 27 Kölner Filminitiativen, Kinos und Verleihe zusammengestellt. Wie im vergangenen Jahr schon werden an einigen Abenden mehr oder minder prominente Kölner vor oder nach der Vorführung über ihr Verhältnis zum Kino sprechen. Das könnte amüsant werden, etwa wenn der immer unterhaltsame Kriminalbiologe Mark Benecke bei einer Vorführung von »Beetlejuice« (1987) sprechen wird — der »Herr der Maden« trifft auf Tim Burtons Sandwürmer. Im Cinenova geht es übersinnlich bis gruselig weiter mit »Poltergeist« (1982) und »Ghostbusters« (1984) — die ersten beiden werden vorbildlich auf 35mm gezeigt. Das Off Broadway bietet ein schönes Double-Feature mit dem Folk-Film »Inside Llewyn Davis« (2013) der Coen-Brüder und dem erstmals in Köln zu sehenden dazu passenden Backstage/Konzertfilm »Another Day, Another Time« (2013), in dem neben den Musikern aus dem Spielfilm auch Stars wie Jack White, Patti Smith und Joan Baez auftreten. 

 

Am schönsten ist es aber, wenn sich im Programm zufällig interessante Paarungen ergeben. Wenn etwa am ersten Abend Angela Schanelec im Filmforum nach ihrem Film »Marseille« (2004) über ihre Arbeit sprechen wird und zwei Tage später am gleichen Ort Film+ Thomas Schamonis »Ein großer graublauer Vogel« (1970) zeigt. Da lässt sich im Vergleich schön sehen, wie frei der deutsche Film einmal war und wie streng er heute ist — mit in beiden Fällen spannenden Ergebnissen.