Summerjam 2014

In regelmäßigen Abständen stellen sich Medien- und Branchenvertreter die große Frage: Braucht Köln ein repräsentatives Festival? Wo soll es stattfinden, wer soll es bezahlen, was für Musik soll geboten werden? Vor dem Hintergrund solcher Debatten geht oft unter, dass die Stadt schon seit fast dreißig Jahren ein Open Air mit weltweitem Renommee beherbergt: Der Summerjam am Fühlinger See wird als eines der bedeutendsten Reggae-Festivals gehandelt. Nur gilt die Musik, die dort gespielt wird, vielen Kulturpolitikern nicht als das, was einem repräsentativen Festival gut zu Gesicht steht.

 

Ein Irrglaube. Denn der Summerjam hat das, was sich andere Festivals erst erarbeiten müssen: Ein internationales Publikum, das sich mit dem Festival in einem hohen Maße identifiziert und ihm auch bei schwerwiegenden Entscheidungen folgt. Dennoch anders als landläufig geglaubt wird, entwickelt sich der Reggae im allgemeinen und der Summerjam im speziellen ständig weiter. So kommen längst nicht mehr alle krediblen Acts des Genres aus dem jamaikanischen Mutterland, sondern wie Seeed oder Irie Révoltés oft aus heimischen Gefilden. »Vor 25 Jahren war es kaum denkbar, dass du eine Band aus Frankreich oder Deutschland im Line-up hattest«, beschrieb Veranstalter Klaus Maack die Entwicklung in einem Interview mit dem Kölner Fachblatt Festivalguide.

 

Dazu passt, dass sich das Festival stilistisch geöffnet hat. Die Zeiten, in denen ausschließlich puristische Roots-Acts vom Publikum akzeptiert wurden, gehören der Vergangenheit an. Genreübergreifende Künstler wie Patrice nennen den Summerjam heute als ihre Festivalheimat, das diesjährige Line-up unternimmt mit Acts wie Marteria, Kid Simius, Left Boy und Milky Chance Ausflüge in HipHop, Electro und sogar Indie-Pop.

 

»Man konnte damals verschiedene Stile nicht so eklektisch vermischen wie heute. Die ›Credibility‹ der Bands stand viel mehr im Vordergrund«, fasste Maack den Unterschied von früher zu heute zusammen. Ob man das nun gut findet oder nicht — auf jeden Fall erhält es dem Summerjam die Chance, sich inhaltlich zu entwickeln. Dass er dabei seine Geschichte nicht aufgibt, sondern immer wieder auf den Reggae zurückkommt, ist dabei seine vielleicht größte Stärke.