Von der Schönheit elektrischen Lichts

Thomas Zander widmet Robert Irvin eine fast museale Ausstellung

Fast vier Wochen sind eine erhebliche Investition, um eine Galerieausstellung aufzubauen. Diesen zeitlichen und baulichen Aufwand betrieb die Galerie Thomas Zander, um acht Arbeiten des amerikanischen Künstlers Robert Irwin den angemessenen Rahmen zu geben; das Ergebnis darf eine stille Sensation genannt werden.

 

Irwin gehört in die Riege berühmter Unbekannter. Nur selten sind hierzulande seine einfachen und zugleich äußerst aufwändigen, fast immateriellen Raumverzauberungsinstallationen und raffinierten Lichtarbeiten zu sehen. Rund zwanzig Jahre liegt seine — bei damaligen Besuchern legendäre — Schau im Kölnischen Kunstverein zurück. Inzwischen gehört der 1928 geborene Kalifornier zu den letzten lebenden Aktiven aus dem Umfeld des Minimalismus, der allerdings bei Irvin, dem Westküstenkünstler, weniger dogmatisch ausfiel als jener der New Yorker Heroen.

 

So ist diese Ausstellung mit neuen und neuesten Arbeiten ein großes sinnliches Vergnügen. Jedes der Werke besteht aus einer Folge vertikaler, in regelmäßigem Abstand montierter Lichtröhren gleicher Länge. Streng symmetrisch sind alle aufgebaut, egal, ob sie aus lediglich fünf oder aus 73 Elementen bestehen. Irwin verwendet einheitlich weiße Leuchtstoffröhren, diese aber wurden ganz oder teilweise mit bis zu vierzig Lagen hitzebeständiger Farbfolien umlegt bzw. der Länge nach mit Streifen aus speziellem Band beklebt. Mittels dieser im Grunde simplen Bearbeitung gelingt es Irwin eine außerordentlich große Skala von Licht-Farben zu erzeugen, die, je nach Folienummantelung, gleißend hell oder nur schwach glimmend sind. Auch unterscheiden sich die Oberflächen der Farbröhren: effektvolles Glanzgold gibt es, stumpfes Grün, mattes Schwarz. Jede der Arbeiten weist durch Anordnung und Abfolge der Röhren einen ganz eigenen Charakter auf, zu dem der Rhythmus, die unterschiedliche Intensität und Temperatur der Farben, verschattete Bereiche und Abstrahlungen des Lichts auf den dunkel gefassten Metallsockeln der Leuchtröhren beitragen.

 

Auch wenn die Ausstellung in einem einheitlichen Modus gezeigt wird, bietet jede Arbeit zwei weitere, einschaltbare Farblichtzustände. Selbst ausgeschaltet sind sie nicht einfach außer Betrieb, sondern vollgültige Objekte. Eigentlich aber handelt es sich um eine Sonderform von Farbmalerei mit elektrischem Licht. Schöner ist es wohl selten zu sehen.