Gold für Aussteiger

»Zum Goldenen Leben« von Futur3

Die eigene Biografie zu resümieren und sich dabei all der Ideale der Jugend zu erinnern, ist für das Theaterkollektiv Futur3 Anlass, sich dem Aussteigen zu widmen — als 2000 Jahre alte Kulturpraxis. Diogenes bevorzugte im antiken Griechenland die Tonne, heute ist es das Wohnmobil oder der Selbstversorgerhof.

 

»Zum Goldenen Leben« heißt das neue Stück der Kölner Theatermacher. »Über dem gesamten Projekt steht der Begriff der Freiheit«, erklärt Stefan H. Kraft, der zusammen mit André Erlen die künstlerische Leitung bildet. »Wir formulieren aus jeweils vier subjektiven Blickwinkeln, wie zukünftig ein selbstbestimmtes Leben aussehen könnte.« Erste Inspiration für alternative Lebensentwürfe holten sich die Künstler von Experten, die Konzepte für eine Postwachstumsgesellschaft entwickeln oder sich um autofreie Verkehrsstrukturen bemühen. Auch das ideale Modell zur Entscheidungsfindung in einem demokratischen System wurde diskutiert. 

 

Freiheit ließe sich allerdings nicht nur äußerlich festmachen,
so Kraft weiter, sondern verlange ebenso stark nach einem inner-psychischen Prozess. Ist genug Raum fürs Leben? Für Beziehungen? Wer trägt eigentlich Verantwortung? Auch die Zen-Meditation durfte bei der Recherche nicht fehlen. Ebenso führten die beschrit-tenen Wege zu selbstgezogenen Radieschen.

 

Wieder spielt Futur3 an einem Ort, dem das Sujet eingeschrieben ist und der als adäquat aufgeladenes Bühnenbild dient. Die Performer sind bei ihren Erkundungen auf das »ParaDies« gestoßen, eine von Lebenskünstler Sri Ketan Rolf Tepel errichtete Bauwagen-Siedlung auf dem Brachgelände am Eifelwall. Hier wurde der künstlerische Prozess mittels offener Gespräche am Lagerfeuer entwickelt, mit Gemeinschaftsgründern, Entschleunigern, Konsumverweigerern und Tauschwirtschaftlern. Man darf sich also auf einen berührend persönlichen Abend freuen, der gleichzeitig eine kluge Reflexion zum Aufführungsbegriff verspricht. Auf ins ParaDies!