Klar im Kopf

»The Raid 2« von Gareth Evans

Vor zwei Jahren erwies sich Gareth Evans‘ »The Raid« (2011) als Überraschungshit — nicht, dass die Zahlen gigantisch gewesen wären, aber doch weit über dem, was man sich von einem indonesischen Actionfilm ohne irgendeinen hier geläufigen Namen hätte erwarten können. Es funktioniert also noch, das Prinzip Mundpropaganda. »The Raid« traf einen gewissen Nerv. Denn etwas auch nur in Ansätzen Vergleichbares konnte man im Kino schon lange nicht mehr sehen: Statt überflüssigen Krempel wie einen Handlungsbogen nach Plotschema F gab es einen zu erfüllenden Auftrag für den Protagonisten, statt Figurenentwicklung nach Drehbuchschulvorlage knackige Charakterisierungen durch Taten. Getreu der Devise: »Du bist, wie du trittst.«

 

»The Raid 2« knüpft da an, auch wenn Evans und sein kongenialer Partner, Hauptdarsteller und Kampf-Choreograph Iko Uwais, diesmal statt einer simplen Story einen kleinen Kosmos präsentieren: So wird nicht nur der Erzählfaden um den Polizisten Rama fortgesponnen, sondern auch ein weiterer begonnen, der sich um das Bangun-Syndikat dreht. Diese zweite Erzählung wartet nicht nur mit einem klassischen Königsdrama auf — Sohn rebelliert gegen Vater —, sondern auch mit allerhand anekdotischen Momenten, in deren Mittelpunkt ziemlich merkwürdige Mitglieder des Clans stehen. Das alles hat trotz absolut abenteuerlichen Stil- und Stimmungsmodulationen eine bestimmte Stimmigkeit. Pragmatischer gesprochen: Die Bühne für immer extravagantere Kämpfe wird in alle Richtungen ausgeweitet.

 

Anders als allgemein üblich entwickelten Evans und Uwais die jeweiligen Kampfkunsteinlagen gemeinsam — hier wurde also nicht erst ein Gefecht von einem Spezialisten choreografiert und das dann von der Regie (ab)gefilmt, sondern gemeinsam eine Serie von Bewegungsfolgen im Raum ausgearbeitet. Und das sieht man: Mehr noch als sein Vorgänger ist »The Raid 2« ein Spektakel absolut rein kinematographischer Raum- und Zeiterfahrung. Weniger kopfig gesprochen: Da die visuelle Auflösung der Actionszenen komplett aus den Bewegungen der Kombattanten oder auf bestimmte Bildwirkungen hin entwickelt wurden, bleiben die Kämpfe stets nachvollziehbar. Das verleiht ihnen eine Eindrücklichkeit, die man lang nicht mehr im Kino gesehen hat.

 

Nach den fast zweieinhalb Stunden von »The Raid 2« kommt man so ausgelaugt wie Adrenalin-euphorisiert aus dem Kino, durchgewalkt von den Rhythmen und der Geschwindigkeit, dabei aber völlig klar im Kopf.