Kein Ort für Luxus – der Hochbunker an der Körnerstraße | Foto: Manfred Wegener

Ein Gedächtnis aus Beton

Ehrenfeld bekommt einen neuen Ort für politische Kunst und Kultur

Und schon wieder ist Ehrenfeld um eine Attraktion reicher. Diesmal aber ist es kein neues Design-Festival, kein neuer Urbaner Garten, keine neue Künstlerkolonie auf einer Brache. Vielmehr wird der Hochbunker an der Körnerstraße 101 wiedereröffnet — als Ort für politische Kunst und Kultur.

 

Seit gut zweieinhalb Jahren steht das monströse Gebäude an der Flaniermeile der Ehrenfelder Kreativwirtschaft leer. Seit 1989 gab es hier hin und wieder Ausstellungen, Theaterinszenierungen und kleine Konzerte, dann aber kündigte 2011 die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die dem Bundesfinanzministerium unterstellt ist, die Nutzung auf. Der Bunker sollte gegen Höchstgebot verkauft werden. Die Anstalt ging davon aus, dass sich ein Investor finden ließe, der hier mit raffinierten  architektonischen Ideen Luxuswohnungen errichten will.

 

Dagegen formierte sich Protest. Denn der 1942 errichtete Hochbunker ist ein Symbol des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus, zumal der antisemitische Mob 1938 auf dem Nachbargrundstück die Ehrenfelder Synagoge niederbrannte. Einstimmig hatte die Bezirksvertretung Ehrenfeld im Oktober 2011 eine Resolution für den Erhalt des Bunkers als Kulturstätte verabschiedet. Das änderte freilich nichts an den Plänen der BIMA. Aber die Anstalt musste feststellen, wie schwierig es war, Interessenten für den seit 1995 denkmalgeschützten Bunker zu finden.

 

Dass es hier nun wieder, und erstmals regelmäßig, ein Kultur-Programm geben wird, geht auf einen Förderkreis aus SPD-Politikern zurück. Vereinsvorsitzende ist die NRW-Landtagsabgeordnete Gabriele Hammelrath. Sie berichtet, dass sich im Koalitionsvertrag der Großen Koalition in Berlin vom November 2013 im »Kleingedruckten« neue Möglichkeiten eröffnet hätten, um auch den Ehrenfeld Hochbunker für die Öffentlichkeit zu erhalten, insofern ein öffentliches Interesse nachgewiesen werden könne. In vielen Gesprächen mit der Politik und der BIMA habe sich dann die jetzige Lösung ergeben: Der Förderverein zahlt monatlich 1.200 Euro Kaltmiete, um auf 400 Quadratmetern im Erdgeschoss ein Programm zu bieten, das sich mit der Geschichte des Bunkers und grundsätzlich mit dem Thema Krieg und Gewalt befasst. Hammelrath kündigt an, dass hier »ein lebendiger Ort als Treffpunkt« mit wechselnden Ausstellungen entstehe.

 

Kritik, weil es sich um eine reine SPD-Initiative handelt, gibt es derzeit nicht. Auch, weil Hammelrath die Gründung eines Beirats ankündigt, der »breit mit gesellschaftlich relevanten Gruppen besetzt« werde. Jörg Detjen, Chef der Linke-Fraktion im Rat der Stadt, bekundete schon Zustimmung. »Eine Privatisierung ist verhindert worden«, betont er, »und die jetzige Nutzung als Kultur- und Ausstellungseinrichtung lässt die Erinnerung an die Gräuel des Naziregimes nicht verblassen.« Die Eröffnung findet am 1. September statt — dem Tag, an dem sich der Beginn des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal jährt.

 

Text: Bernd Wilberg

 


Programm und weitere Infos auf bunkerk101.de