Musik aus dem Netz

Satori — Kaikou EP
(Upitup Records)

 

Büromaschinen —
Time Capsule Vol. 1

 

Endlich gucken wir mal beim aus Rom, Liverpool und Stuttgart operierenden Netlabel Upitup vorbei. Youtube und die Liebe zum Digitalsynthesizer Casio CZ-5000 führten Pierlo, selbst Musiker sowie einer der Upitup-Labelbetreiber, und den japanischen Musiker Satori zusammen. Ein Demo-Video Satoris fixte Pierlo dermaßen an, dass er Kontakt aufnahm und nur kurze Zeit später vier Tracks geschickt bekam, die die »Kaikou«-EP ausmachen. Tolle Melodien, ätherische Flächen, dezente Rhythmen, alles da — und Programmieren kann Satori den CZ nebst internem 8-Spur-Sequenzer auch. Ja, es gibt sie (noch), diese Synthesizer, deren Sounds und Soundcharakter die reinste Inspiration sind. Der Casio CZ-5000 gehört definitiv dazu (und der Roland JD-800 auch).

 

 

Während bei Satori schon ordentlich Retro-Feeling ob des 1985er Casio-Synths aufkommt, legt Büromaschinen aka LRNZ aka Verrät-Seinen-Namen-Nicht-Und-Ist-Multidisziplinärer-Künstler-Aus-Rom noch einen drauf. Eingängigstes, wohlproduziertes Zeugs ohne Chipsound-Nerverei. Dringende Download-Empfehlung. Dieses Minialbum hat LRNZ bereits 1999 mit einem alten PC und der Tracker-Software Jeskola Buzz zusammengeschraubt. Irgendwie hat es den digitalen Verfall überlebt, wurde 15 Jahre später (im April 2014) hübsch gemastert auf Upitup veröffentlicht — und klingt frisch wie eh und je. Electronica-Produzenten: Schmeißt den Mac in die Ecke und holt den 486er nebst Buzz aus dem Keller!

Between Two Waves — The Second Wave

(Eardrumspop)

 

Gäbe es einen Preis für Popmusikalischen Größenwahn, so ginge er dieses Jahr an Eardrumspop für dieses wahnwitzige Projekt: Je zwei Bands (oder Solokünstler) erarbeiten gemeinsam einen Song für die Compilation. Das haben direkt mal 62 Bands getan und also kamen dabei 31 tolle Popsongs heraus, die auf drei Volumes mit je eigenem Artwork im Abstand von je einer Woche veröffentlicht wurden. Das Ergebnis ist erstaunlich gut durchzuhören, die Songs sind stimmig angeordnet und behutsam gemastert worden. Jedes Projekt hat sich einen eigenen Namen zugelegt, so dass sich ein Blick in die wunderschönen, aufwändig gestalteten Booklets lohnt, um mehr über die Musiker zu erfahren. Nicht, dass einem diese Namen etwas sagen würden. Musikalisch bewegt es sich im Popbereich. Mal weich und schmeichelnd, mal treibender und fordernder. Kein Song spielt sich in den Vordergrund, allesamt sind sie »Grower« bei denen es auch nach dem zehnten Hören noch etwas zu entdecken gibt. Hut ab vor diesem Wahnsinn, der so viel Schönheit in die Musikwelt bringt.