Du kennst mich nicht

Susanne Zander zeigt die phantastischen Zeichnungen von Chris Hipkiss

Minutiöse Darstellungen von geheimnisvollen Szenerien, die man spontan irgendwo zwischen Science-Fiction, sozialistischer Architektur und naturwissenschaftlicher Wunderkammer ansiedeln möchte. Ein Wirrwarr aus Floralem und Architektonischem, aus unbekannten, unverständlichen Symbolen, Wortfragmenten und Ornamenten. Gebündelt in düsteren Graphitzeichnungen, die nicht nur durch ihre äußere Form an Tarotkarten erinnern. Faszinierend und gleichzeitig verstörend wirken die phantastischen Universen von Chris Hipkiss auf den ersten Blick. Eine Wirkung, die man spürt, die sich aber nicht so schnell entschlüsseln lässt. Handelt es sich doch bei »Chris Hipkiss« nicht um eine einzelne Person, sondern um das Künstler- und Ehepaar Alpha und Chris Mason: beide 1964 geboren, Chris autodidaktischer Zeichner, Alpha vorwiegend Schriftsteller. Die Arbeiten sind ein Prozess, ein Konglomerat ihrer langjährigen Partnerschaft und Zusammenarbeit, ihres Austauschs, kurz: ihres gemeinsamen Lebens und Schaffens.

 

Das Ergebnis ist ein vielteiliger und vielschichtiger Symbolismus, in dem Animalisches in Florales übergeht, Menschliches in Mythisches und Architektonisches von unbekannten Elementen dekonstruiert wird. Wir erkennen futuristische Stadtentwürfe, die an klotzige Prachtbauten erinnern, springbrunnenartige Türme, Pyramiden, Säulen. Daneben menschenleere Fabrikgebäude, im Vordergrund landwirtschaftliche Nutzflächen mit unzähligen Reihen von Salatköpfen. Oder sind es Früchte? Bomben? Ein Waffenarsenal aus Klingen, Schwertern, Wurfsternen, die sich bei näherer Betrachtung in urzeitliche Gebilde auflösen. Algen, Kakteen, futuristische Pflanzen, die ihre schlangenartigen Blätter bedrohlich ausstrecken, aber gleichzeitig wunderschön und liebevoll gezeichnet sind. Kodierte Schriftfragmente in Sprechblasen, die von Hermaphroditen mit drei, vier, fünf Beinen in sexy Outfits ausgespuckt werden. Ähnlich einem Fischschwarm »oder einer Armee» überziehen diese menschlichen Wesen die großformatigen, visionären Panoramen.

 

All das klingt wild, ist aber konsequent gegliedert und aufgereiht, als folgten die Elemente dem geheimen Plan einer größeren Ordnung. Als wären die Zeichnungen ein Versuch, die eigene Metaphorik zu sortieren und zu dechiffrieren. »You don’t know me« heißt eine Arbeit. Und so ist es. Dieses Universum bleibt rätselhaft.