A Night of Surprise

Dieses Festival ist in der Tat A Night of Surprise. Da haben die Macher mal eben einen Experimental-Jazz-Noiserock-Elektronik-Kracher aus dem Boden gestampft, dass einem die Kinnlade runterfällt. Und: Das Ganze ist auch noch umsonst! Der Reigen beginnt in loser Reihenfolge mit der Sängerin Donatienne Michel-Dansac aus Paris, die auf die Interpretation zeitgenössischer Vokalakrobatiker vom Schlage Luciano Berios und Georges Aperghis’ spezialisiert ist. Ihr Auftritt verspricht ein formidabler Auftakt für einen delikaten Abend zu werden. Der Züricher Nils Wogram wird nach der stimmlichen Trapezarbeit mit seinem Posaunisten-Quartett einen Sturm anblasen. Es folgt das Trio um die Gitarristin Ava Mendoza aus Brooklyn: Sie hat mit den Tune-Yards und Fred Frith zusammengearbeitet und macht nach Selbstaussage »complex heavy rock, avant jazz and warped, noisy blues«.


Highlight eines jeden Festivals sind die Auftritte von Baby Dee. Die transsexuelle Diva aus Cleveland, die etwa mit Will Oldham oder Current 93 zusammengearbeitet hat, berührt mit ihrem ernsten und komischen Spiel die Herzen der verstocktesten Konservativen. Ebenfalls aus Brooklyn, der ewigen Brutstätte hochkarätiger Hipster-Musikanten, stammen Zs, laut New York Times »one of the strongest avant-garde bands« der Stadt. Tatsächlich ist ihr fordernder Mix aus Noiserock, Free Jazz und No Wave ziemlich großartig und live ein beängstigendes bis ergreifendes Ereignis. Zum Ausklang spielen die Space Monkeys auf: das Duo aus Oslo, bestehend aus Pianist Morten Qvenild (u.a. Jaga Jazzist) und Schlagzeuger Gard Nilssen, wird den Abend mit seinem Norwegian-Jazz-Sound freundlich beschließen. Unbedingt Beachtung finden sollte aber auch das Rahmenprogramm: Das Happy Darkjazz-Plucker-Experimental-Projekt The Nest mit dem Saxophonisten von Bohren und der Club of Gore, Christian Clöser, darf man nicht verpassen, oder Michael Baird aus Zambia, der mit seinen Roto-Toms und Bongos Voodoo-Jazz zelebrieren wird. Ebenfalls bestätigt ist ein Auftritt von Kölns Avant-Dame Niobe. Und Ausnahme-Schlagzeuger Christian Lillinger wird das irrsinnig disparate, dabei unglaublich gute Programm zusammenhalten.