Brandt Brauer Frick im Kino

Manchmal muss man sich neu erfinden, um sich selbst treu zu bleiben: Als das Berliner Trio Brandt Brauer Frick ihr erstes Album »You Make Me Real« (2010)produzierte, war die Devise klar — mit klassischen Instrumenten den klassischen Sound von Techno kapern. Statt hinter den bei Produzenten beliebten TB-303, stellte sich Jan Bauer hinter seinen Moog Synthesizer und spielte live und ungefiltert, was man sonst üblicherweise dem Sequenzer überließ, Daniel Brandt klemmte sich hinter sein Schlagzeug, Paul Frick ans Piano. Alles sollte komplett analog sein: Techno ohne die Technologie.

 

Dieser Linie folgten sie auch mit dem zweiten Album »Mr. Machine« — mit einem feinen Unterschied: Aus dem Trio machte man kurzerhand ein ganzes Ensemble. Sieben klassisch ausgebildete Musiker holten sich die Berliner an Bord: Dem Mundstück der Tuba wurden knarzende Basslines entlockt, die Harfe setzte rhythmische und melodische Impulse zugleich, und Cello und Violine legten sich in Tracks wie »Pretend« in gespenstischem Pizzicato über die treibenden, warmen Beats.

 

Die Euphorie und der Medienhype, die Brandt Brauer Frick von Beginn an begleitete, war ab diesem Zeitpunkt kaum noch zu stoppen. Der Tagespiegel nahm ihre Musik als Zeichen, dass Techno endlich erwachsen geworden sei, Verbindungen Pionieren der Neuen Musik wie Steve Reich oder Phillip Glass wurden gezogen, aber auch zu Helden des Detroit-Techno wie Robert Hood oder Jeff Mills.

 

Mit dem letzten Album »Miami«, das 2013 erschien, gehen die Hipster neue Wege: Die Beschränkung auf analoge Instrumente ließen sie hinter sich, das starre Festhalten an konventionellen Techno-Patterns gaben sie auf. Die Tracks drifteten ins Psychedelische, auch Improvisierte. Die markanten Stimmen von Sängern wie Om’Mas Keith, Jamie Lidell und DJ-Queen Nina Kraviz taten dabei ihr übriges.

 

Jetzt kommen sie nach Köln, aber nicht etwa ins Gloria, sondern ins Filmforum, und also anders als bei ihren letzten Besuchen ohne Ensemble. Als Auftakt der mehrteiligen Konzertreihe »Kino am Vorabend des Ersten Weltkrieges« werden sie die Stummfilmkomödie »Der Stolz der Firma« begleiten und um eine gegenwärtige Interpretation bereichern. Es ist übrigenseiner der wenigen Filme, die den deutsch-jüdischen Comedy-Star Ernst Lubitsch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges zeigen — und Brandt Brauer Fricks Premiere als Stummfilmmusiker.