Türkisch für ­Fortgeschrittene

»Merhaba« ist Türkisch und heißt »Willkommen«, das dürfte vielen Einwohnern Nordrhein-Westfalens inzwischen bekannt sein. Dass die türkische Sprache mehr zu bieten hat, möchte die Buchmesse Ruhr zeigen. Das Literaturfestival wurde erstmals 2005 in Essen von einer kleinen Initiative türkischstämmiger Studenten organisiert und ist seitdem ordentlich gewachsen: Die diesjährige, zehnte Auflage des Fes­tivals präsentiert vom 31.10. bis 9.11. in 16 NRW-Städten türkische Autoren mit ihren Texten. Hauptanliegen ist es, Menschen mit türkischen Wurzeln die Literatur ihres Ur­sprungs­landes näherzubringen und gleichzeitig einen kulturpolitischen Denkanstoß hin zu einer welt­offeneren Gesellschaft zu geben.
Auch in Köln finden diesmal drei Veranstaltungen in türkischer und deutscher Sprache statt: Küçük Iskender, der derzeit erfolgreichste türkische Lyriker, liest eine Auswahl seiner Texte. Nach zwei abgebrochenen Studiengängen und einer Karriere als Barkeeper, Postkartenverkäufer und Kostümbildner hat sich der Sohn aus gutem Hause und bekennende Homosexuelle den Ruf eines Rebellen erschrieben.

 


Die Schriftstellerin, Journa­listin und Juristin Ece Temelkuran stellt ihren zweiten Roman »Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann?« vor. Auch sie ist als Kritikerin des Erdo?an-­Systems bekannt und verlor deshalb 2012 ihre Stelle als Redak­teurin bei Haber­türk TV. Seither veröffentlicht sie vor allem auf Internetplattformen. Ihr Roman erzählt eine Ge­schichte über Freundschaft und mutige Frauen. In der Lese-Show »Hate poetry — Rassismus weglachen« präsentieren vier türkischstämmige Journalisten, u.a. Özlem Gezer vom ­Spiegel, ihre schockierendsten Leserbriefe von besonders »deutschen« Lesern — so dumm, dass es oft schon wieder komisch ist. Am Ende dürfen die Zuschauer entscheiden, welcher der Beteiligten den besten Hassbrief bekommen hat.