Hommage an Lauren Bacall

 

 

Sie sei froh, dass sie noch lebe, sagte Lauren Bacall, als sie 2009 den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk entgegennahm. Und fügte unter Lachern aus dem Publikum hinzu: »Einige von Ihnen sind sicherlich überrascht darüber.« Die Schauspielerin, die im August im Alter von 89 Jahren verstarb, wirkte in der Tat wie die Abgesandte einer längst versunkenen Zeit, in der das Kino noch unangefochten das beliebteste Unterhaltungsmedium war und Stars nicht in Rollen schlüpften, sondern sie definierten.

 

Das hieß natürlich nicht, dass das Image dieser Stars nicht erst kreiert werden musste. Legendär ist die Geschichte, wie Howard Hawks dem 19-jährigen Model Bacall für ihren ersten Film »To Have and Have Not« (1944) auftrug, sich eine tiefere Stimme anzutrainieren. Mit großem Erfolg. Ihr dunkles Timbre wurde sofort zu einem Markenzeichen, ebenso ihr herausfordernder Blick von unten. Laut ihrer Autobiografie entstand er, weil ihr Kopf bei den Szenen mit Hauptdarsteller Humphrey Bogart vor Aufregung so stark zitterte, dass sie ihn anders nicht halten konnte.

 

Die Begegnung mit dem Star stellte ihr Leben auf den Kopf. Ein Jahr nach »To Have and Have Not« heirateten die beiden, drei weitere Filme drehten sie zusammen, bevor Bogart 1957 starb. Drei der vier Zusammenarbeiten zeigt der Filmclub 813 in einer kleinen Hommage an Bacall. Leider fehlt ausgerechnet der beste der vier: Hawks komplexe bis undurchschaubare Chandler-Verfilmung »The Big Sleep« (1946). Weniger bekannt, aber für jeden Film-noir-Fan ein Fest sind die beiden anderen Kollaborationen. Delmer Daves »Dark Passage« (1947) überrascht dadurch, dass er die ersten zwanzig Minuten komplett aus der Subjektive der Figur Bogarts gedreht ist, eines entflohenen Strafgefangenen, der in Bacall seine einzige Helferin findet. In John Hustons »Gangster in Key Largo« (1948) spielt Bacall eine Kriegswitwe und Bogart einen ehemaligen Offizier, die in einem Hotel auf den Florida Keys nicht nur einen Sturm überstehen, sondern sich auch noch einer Horde Gangster erwehren müssen. Vom männermordenden Vamp in »To Have and Have Not« zur tapferen Witwe in »Gangster in Key Largo« dauerte es nur vier Jahre. 1950 sei Bacalls Schauspielkarriere eigentlich vorbei gewesen, schrieb der Filmhistoriker David Thompson in einem ungewöhnlich kritischen Nachruf. Sie sei nur »ein Moment« gewesen. Aber was für einer, sollte man hinzufügen!