25 Jahre Schlagquartett Köln

Wenn es eine Formation gibt, die man primär mit Neuer Musik
assoziiert und in der Neue Musik, etwas pathetisch gesprochen, zu sich selbst kommt, dann ist es das Schlag­quartett. Vier Schlagzeuger — die Parallele zum ikonographischen Streichquartett ist gewollt —, die um ihrer selbst willen zusammentreffen und sich nicht im Dienst der rhythmischen Begleitung stellen, bedeuten mit geradezu brachialer Zielstrebigkeit die Emanzipation von Rhythmus und schließlich Klang von ihrer dienenden Funktion. Und die Emanzipation des Klanges, die Emanzipation der musikalischen Elemente von einer funktionalistischen Komponier- und also auch Hörweise stand und steht bekanntlich im Mittelpunkt der Neuen Musik.

 


Wenn es ein Ensemble gibt, in dem das Schlagquartett, wieder etwas pathetisch gesprochen, zu sich kommt, dann ist es das Schlagquartett Köln. Die Repertoire-Liste ist überwältigend und vor allem: der Anteil der Uraufführungen ist groß. Man schreibt ganz gerne für die Kölner, und umgekehrt nehmen Boris Müller, Thomas Meixner, Dirk Rothbrust und Achim Seyler die Herausforderung an, dass Neue Musik nicht im Repertoire stecken bleiben darf, um gegenwärtig zu sein. Der Kanon muss vielmehr ständig erweitert werden. Dass das Quartett daran mit großer Passion arbeitet, macht sie auf der Meta-Ebene selber zu Komponisten.

 


Natürlich lieben die Zuhörer das Spektakel, das Klanggewitter, die enormen Wuchtwerte, die so ein Schlagquartett zu stemmen in der Lage ist. Wer die entsprechenden Kompositionen von Iannis Xenakis kennt, den die Kölner selbstverständlich im Repertoire haben, weiß, was Extreme sind. Ein Spektakel wird auch bei ihrem Jubiläumskonzert in der Philharmonie geboten: wenn sie mit ihren Gästen — darunter der legendäre Stockhausen- und Kagel-Percussionist Christoph Caskel (übrigens ihr Lehrer) — »Ionisation« von Edgard Varèse aufführen. Es ist eines der Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts, keine Frage. Aber das Spektakel geht nicht auf Kosten der Seriosität, und die Seriosität geht nicht auf Kosten des Hörgenusses. Natürlich spielt das Schlagquartett Köln in erster Linie eine Kritik der Brachialität. Geht es doch darum, die Ohren zu öffnen, ganz sanft.